Nicht nur für historisch Interessierte kann es interessant sein, die Entstehung gesellschaftlicher Phänomene bis in ihre Anfänge zurückzuverfolgen. Das trifft auch für das Thema „menschgemachte Klimaerwärmung“ und seine angedrohten Begleiterscheinungen wie soziale Unruhen, Migration etc. zu. Das umso mehr, als es seit Jahren in den Medien präsent ist und von der grün-linken Seite der Politikarena am Köcheln gehalten wird. Aufrufe zu Verzicht auf Liebgewordenes, zu Einschränkungen in vielen Lebensbereichen und zu Verhaltensänderungen sind mittlerweile an der Tagesordnung. Geht es mehr um System- als um Klimawandel?
Was ist hier unter Systemwandel zu verstehen?
Die meisten gesellschaftlichen Veränderungen ereignen sich allmählich entsprechend den sozialen, wirtschaftlichen und geistigen Gegebenheiten, und zwar von unten nach oben. Der soziale Konstruktivismus, wie ihn Marx aufs Tapet brachte, schuf von oben herab Gegensätze wie Unterdrückte gegen Unterdrücker, Proletariat gegen Bourgeois, später Arbeiter gegen Industrielle, Indigene gegen Kolonialherren etc. Diese verordneten Feindbilder verlangten nach Reaktionen, Reformen, Revolutionen, um beabsichtigte „ideale“ Gesellschaften zu formen. Auch die Treiber der Klimabewegungen verlangen Reformen, Verhaltensänderungen, auch sie haben konstruktivistische Vorstellungen davon, wohin sich der Gesellschaftsumbau entwickeln soll.
Nachstehend zeige ich zwei Beispiele von in meinen Augen markanten Aussagen und Ereignissen auf, die uns zur heutigen Art von Klimapolitik geführt haben, die sich mehr und mehr als „von oben“ versuchter Systemumbau entpuppt:
Erstes Beispiel:
„Die globale Revolution“, Bericht des Club of Rome, 1991
Auszug aus Kapitel 4, „Das Vakuum und die menschliche Misere“:
„Offensichtlich brauchen die Menschen eine gemeinsame Motivation, genauer einen gemeinsamen Feind, als Ansporn zu gemeinsamem Handeln. Im gegenwärtigen Vakuum scheint es eine solche Motivation nicht zu geben – oder sie muss erst noch gefunden werden.
Das Bedürfnis nach einem gemeinsamen Feind ist in der Geschichte weit verbreitet. Staaten haben versucht, von innenpolitischen Fehlschlägen und inneren Widersprüchen durch einen äußeren Feind abzulenken. Die Praxis, einen Sündenbock zu suchen, ist so alt wie die Menschheit. Wenn die Lage im eigenen Land allzu schwierig wird, lenkt man die Aufmerksamkeit durch außenpolitische Abenteuer davon ab. Man vereint die gespaltene Nation im Kampf gegen den äußeren Feind, den es entweder wirklich gibt oder den man zu diesem Zweck erfindet. Gibt es den traditionellen Feind nicht mehr, entsteht die Versuchung, religiöse oder ethnische Minderheiten, an deren Andersartigkeit man sich stößt, zu Sündenböcken zu machen.
Können wir ohne Feinde leben? Die Staaten unserer Welt waren bisher so sehr daran gewöhnt, ihre Nachbarn in Freund und Feind einzuteilen, dass sich durch das plötzliche Fehlen traditioneller Gegner für Regierungen und öffentliche Meinung eine große Lücke auftut. Daher müssen neue Feinde gefunden, neue Strategien erdacht und neue Waffen entwickelt werden.
Die Natur und der geografische Standort der neuen Feinde mögen anders sein, aber sie sind deshalb nicht weniger wirklich. Sie bedrohen die ganze Menschheit, und Sie heißen Umweltverschmutzung, Wasserknappheit, Hunger, Unterernährung und Arbeitslosigkeit. Es sieht jedoch so aus, als seien die neuen Feinde noch nicht so klar erkannt, dass sie weltweiten Zusammenhalt und internationale Solidarität im Kampf gegen sie provozieren könnten.
In ihrer Gesamtheit und ihrem Zusammenwirken konstituieren diese Phänomene tatsächlich eine gemeinsame Bedrohung, die die Solidarität aller Völker herausfordert. Aber wenn wir sie als Feinde bezeichnen, gehen wir in die Falle, vor der wir bereits gewarnt haben: Wir verwechseln Symptome mit Ursachen. Denn alle diese Gefahren werden durch menschliche Eingriffe in die Natur verursacht, und sie können nur durch veränderte Einstellungen und ein verändertes Verhalten überwunden werden. Der wahre Feind der Menschheit ist die Menschheit selbst.”
Folge dieser Aussagen:
Politiker bilden sich ein, man müsse den Menschen vor sich selbst schützen, was natürlich nur durch Bevormundung, Gängelung und ständiges Betreiben eines breit angelegten Schuldkomplexes (Zu hoher Güterverbrauch, zu viel Luxus, zu viel Kunststoff etc., daher müssen wir zurück zum romantischen einfachen, kargen Leben) möglich ist.
Zweites Beispiel:
IPCC, Madrid, November 1995
Es ist der letzte Tag der Sitzung eines Gremiums des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), einer UNO-nahen Organisation, die man auch als „Weltklimarat“ bezeichnet. Das Resümee von Kapitel 8 des zweiten wissenschaftlichen Sachstandsberichts ist äußerst skeptisch gegenüber jeder Behauptung, es sei eine Erwärmung im Weltklima nachgewiesen worden und diese könne auf den Einfluss des Menschen zurückgeführt werden. Dem Bericht vorangestellt wird eine Zusammenfassung für Politiker, deren Autoren im Gegenteil dazu behaupten, dass der eindeutige Nachweis erbracht sei, der Einfluss des Menschen habe die Erwärmung des Klimas zur Folge. Letztere setzen sich durch, das Resümee von Kapitel 8 wird gestrichen.
Folge dieses Ereignisses:
Ab nun vermeinen Aktivisten und Politiker, entgegen allen Tatsachen den „wissenschaftlichen Beweis“ des menschgemachten Klimawandels in Händen zu halten und versuchen, vor diesem Hintergrund eine Politik gesellschaftlicher Veränderungen noch mehr anzutreiben.
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Quellen:
- Spiegel Spezial 2/1991, Bericht des Club of Rome 1991, „Die globale Revolution“, Spiegel-Verlag Rudolf Augstein, Hamburg
- Bernie Lewin, Wie die Wissenschaftler der Welt für den „Klimawandel“ weichgeklopft wurden, 2. Auflage, Ahriman-Verlag, 2021