Es waren fürchterliche, ja bisher in Europa unvorstellbare Szenen, die sich im spanischen Valencia abspielten. Zu sehen waren schockierende Bilder von plötzlichen Sturzfluten, von Tsunamis ist sogar die Rede. Mitgerissen von den Fluten wird eine große Anzahl von Autos, man sieht Menschen, die sich verzweifelt an ihren Fahrzeugen festhalten … Am Tag danach: In den Straßen Berge von Fahrzeugen, zusammengespült und Straßen blockierend. Schlamm überall, auch in den Erdgeschoßen betroffener Gebäude. Medien berichten über dutzende Tote, das Schicksal vieler Vermisster ist noch ungewiss.
Was nahe liegt, macht betroffen
Was katastrophale Überschwemmungen betrifft, ist Valencia ja leider kein Einzelfall. In diesem Jahr sind auch Regionen in unserem Land nicht von Flutkatastrophen verschont geblieben, vor drei Jahren hat es in Deutschland mit dem Ahrtal einen Landstrich ganz arg erwischt, der heute noch mit den Folgen zu kämpfen hat. Solche oder Elementarereignisse anderer Art wie etwa Stürme gehen uns dann besonders unter die Haut, wenn sie Menschen treffen, die uns geografisch oder kulturell nahestehen. Weit entfernte Katastrophen hingegen sind eher etwas Abstraktes, das man einfach zur Kenntnis nimmt.
Die erste Reaktion der üblichen Verdächtigen …
Was bekommt man in der Folge von unterschiedlichen Medien an Kommentaren zu hören? Noch hat man kaum das Ausmaß des Geschehenen erfasst und noch bevor die ersten Aufräumungsarbeiten begonnen haben, werden Vermutungen zu den Ursachen der Ereignisse geäußert. Die erste Art von Wortmeldungen kommt in der Regel reflexartig von Aktivisten der Fraktion „Da-habt-Ihr-wieder-den-unerschütterlichen-Beweis-dass-der-menschgemachte-Klimawandel-an-solchen-Katastrophen-schuld-ist“. Sie wird vorgetragen mit anklagendem Unterton gegen alle, die Auto fahren, keine Tempolimits haben wollen, mit dem Flugzeug reisen, Fleisch essen, zu wenig für Klimaneutralität tun etc., etc.
… ist nicht hilfreich …
Irgendwie fühlt man sich durch derlei Reaktion an den Babinski-Reflex erinnert. Diesen automatischen biologischen Mechanismus kennen Eltern von Kleinstkindern sehr gut: Streichelt man die Fußsohle eines Babys auf bestimmte Weise, winkelt sich die große Zehe an und die anderen Zehen spreizen sich. Bis zu einem bestimmten Alter können Babys nicht anders, für Eltern und Kind kann daraus ein vergnügliches Spiel werden. – Der Reflex der Klimatisten (mögliche Kurzform nicht nur für Klima-Aktivisten, sondern auch für Klima-Katastrophisten, Anm.) hingegen ist nicht vergnüglich, sondern verbaut – ob bewusst oder unbewusst – schlicht den Blick auf Realitäten.
… denn gefragt ist Nüchternheit!
Und solchen Situationen hilfreich sind die Äußerungen jener Bedenkenträger auch nicht, wenn sie glauben, Elementarereignisse für ihre eigene politische Agenda instrumentalisieren zu müssen. Gefragt ist einmal mehr Nüchternheit! Was sagen Wissenschaftler? Der wissenschaftliche Berichtsteil AR6 des „Weltklimarats“ schließt im Kapitel 12 aus, dass der Klimawandel, von dem der Bericht sagt, er sei menschgemacht, für Elementarereignisse wie etwa Überflutungen aus Flüssen verantwortlich sein könnte. Also ergeben sich andere Fragen: Spielt die Art des Städtebaus eine Rolle? Warum wurden in Valencia neue Stadtteile überflutet, nicht aber die Altstadt? Was hat man aus früheren Katastrophen ähnlicher Größenordnung gelernt?
Strategien zur Vermeidung
Es wird nicht damit getan sein, das Schicksal der Opfer zu beklagen, danach mit erheblichem Aufwand die materiellen Schäden zu beseitigen und dann zur Tagesordnung überzugehen. – Jemand, der hierzulande Erfahrungen als Betroffener eines Hochwassers sammeln musste, wird, wenn das Ärgste vorbei ist, sich danach umsehen, was er selbst künftig zur Vermeidung von Schäden tun kann. Sind viele Menschen betroffen, wird vor allem aber die Kommune gefordert sein, vorbeugende Maßnahmen zum Schutz aller zu ergreifen. Der Bau von Auffangbecken etwa kann teuer sein, ist aber notwendig. Mit Eigentümern von Objekten, für die auf Dauer kein ausreichender Schutz möglich ist, muss man klarkommen.
Sicherheit im Notfall
Anlässlich einer Tagung an der Technischen Universität Graz im Jahre 2017 zum Thema Schutz unserer baulichen Kulturgüter angesichts des Klimawandels wurde aus vielen Gesprächen sehr deutlich, dass unser Land im Hinblick auf öffentliche Vorbeugungsmaßnahmen gegen Katastrophen wohl zur Weltspitze gehört, was für ein hochentwickeltes Land auch zu erwarten war. Das nicht nur baulich, sondern auch organisatorisch: Aus Gesprächen mit Teilnehmern etwa aus Indien, aber auch Australien oder Lateinamerika ging hervor, dass das für uns selbstverständliche Zusammenspiel von Polizei, Feuerwehr und Rettungsorganisationen anderswo schlicht unbekannt ist …
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