Sonnek

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Bevor sich ein literarischer Neuling anschickt, ein Sachbuch, einen Roman oder eine Erzählung zu verfassen, wird er sich vermutlich zuerst nach Anleitungen zu gutem Schreiben umsehen. Glücklicherweise haben einige bekannte Schriftsteller solche verfasst oder zumindest kurze hilfreiche Ratschläge hinterlassen. Nun ist ein Sachverständiger ebenfalls eine Art Schriftsteller, wenngleich seine Gutachten ausschließlich den Zweck einer Fragebeantwortung haben und deshalb im Regelfall sehr trocken und nüchtern gestaltet sind. Kann er aus den genannten Fingerzeigen oder Anweisungen praktischen Nutzen ziehen?

Einer der erwähnten Schriftsteller ist Kurt Vonnegut, Jr. (1922 – 2007). Der US-amerikanische Autor wurde bekannt durch den teilweise autobiografischen Roman „Schlachthaus 5 oder Der Kinderkreuzzug“, in dem er in eindrücklicher Art Erlebnisse als Kriegsgefangener und Augenzeuge der Bombardierung Dresdens im zweiten Weltkrieg schilderte. In anderen Werken kamen seine satirische Ader und Bezüge zu Science-Fiction zum Ausdruck. Vonneguts Stil zeichnet sich durch knappe und einfache Sprache aus. Nachfolgend sind seine Tipps an „Schreibende“ wiedergegeben, dazu einige Anmerkungen und Erläuterungen aus Sachverständigen-Sicht.

Find a Subject You Care About

Wie ein guter Schriftsteller sich die Materie zu Eigen macht, über die er schreibt, sollte sich auch ein Sachverständiger in die Sache einarbeiten, die er zu bearbeiten hat; Er soll sich „einfühlen“ und sie sich zu Eigen machen. Die Betonung liegt hier auf dem Wort Sache, denn zuallererst geht es im Gutachtensfall um diese, sie muss gut aufbereitet sein. Dass das Gutachten dann so gestaltet ist, dass es für die Auftraggeber und die Betroffenen gut verständlich und nachvollziehbar ist, ist schon der nächste Schritt, den es zu beachten gilt.

Do Not Ramble

Man lasse sich nie dazu verführen, zu schwafeln! Leere Floskeln oder ausschweifendes Beschreiben unwichtiger oder für das Verfahren bedeutungsloser Fakten darf in einem Gutachten keinen Platz haben. Auch das Ausschmücken von Sachverhalten ohne Informationsinhalt ist nicht statthaft. Wer der Meinung ist, sein Gutachten textlich möglichst groß „aufblasen“ zu müssen, ist als Gutachter fehl am Platz: Niemand hat zum Beispiel heutzutage die Zeit oder die Geduld, zweihundert Seiten „durchzuackern“, der Leser wird sich – so vorhanden – auf die Zusammenfassung beschränken …

Keep It Simple

Einfache Sprache mit vielen und kurzen Hauptsätzen machen ein Gutachten gut verständlich, schnell lesbar und rasch begreifbar. Anders als manche Juristen dies tun, sind Schachtelsätze und komplizierte Satzfolgen in einem Gutachten nicht angebracht. Für fachbezogene Darstellungen gilt, dass Abbildungen oft besser erläutern können als rein textliche und ausführliche Beschreibungen. Die Gestaltung von Textblöcken mit Zwischenüberschriften erleichtern die Orientierung. Inhaltsverzeichnisse und Zusammenfassungen vereinfachen den Zugang zum Inhalt.

Have the Guts to Cut

Jeder Sachverständige hat seine Fachgebiete, in denen er sich besonders gut auskennt. Besonders Neulinge könnten darauf erpicht sein, ihr diesbezügliches Wissen in einem Gutachten besonders „auszuwalzen“, was weder dem Auftraggeber, noch dem Verfasser letztlich einen Gewinn bringt. Sachverständige müssen so viel Selbstdisziplin aufbringen, dass sie auf fachbezogene Ausschweifungen verzichten und gegebenenfalls diese aus einem Gutachten eliminieren, selbst wenn ihnen dabei „das Herz blutet“. Die Leser werden es ihm danken!

Sound like Yourself

Jeder Sachverständige entwickelt seinen persönlichen Stil, etwa in Beschreibungen oder Sachverhaltsdarstellungen; Zu dem soll er sich auch bekennen! Es gibt kaum Schrecklicheres, als ein Gutachten, das von gespreizter und unüblicher Sprache strotzt oder das Ausdrücke und Wortkreationen verwendet, die extra für den Anlass erfunden worden sind. Derlei Ergüsse lassen einiges befürchten in Bezug auf die Qualität der Arbeit, sagen aber vor allem viel aus über den Verfasser und seine Unsicherheit, die er hinter all dem Schwulst verbergen will …

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