Sonnek

Souveräne Stimme

13.09.2024
Stimme

Es steht außer Zweifel, dass ein Gerichtssaal einer jener Orte ist, an dem alle Beteiligten eine starke und zuverlässige Stimme benötigen. Was hier nicht in dem übertragenen Sinn gemeint ist, dass jede Partei sich auf einen guten Rechtsvertreter verlassen muss, sondern im wahrsten Sinn des Wortes: Nämlich bezogen auf das menschliche Stimmorgan. Aber nicht nur bei Gericht, sondern auch in alltäglichen Situationen ist ein gut gepflegtes und richtig eingesetztes Stimmorgan von Vorteil. Alles zusammen ein Grund, ein Seminar darüber zu besuchen, wie man eine starke Stimme erhält – und behält.

Wenn eine derartige persönlichkeitsbildende Veranstaltung auf dem Boden einer höheren Schule stattfindet, darf man nicht überrascht sein, dass ein Großteil der Teilnehmer aus dem Lehrkörper ebendieser Bildungsinstitution kommt. Einige der Anwesenden geben an, dann besonders gefordert zu sein, wenn sie Blockveranstaltungen durchzuführen haben in der Dauer von mehreren Stunden. Sie suchen Abhilfe gegen vorzeitige Schwächung, gegen Heiserkeit, zunehmende Anstrengung oder gar gegen Ausfall der Stimme.

Was die Stimmgebung beeinflusst

Man wird sich dessen bewusst, dass bezogen auf die einzelne Person grundsätzliche Einflüsse auf die Stimmgebung vorherrschend sein können, denen wir uns praktisch nicht entziehen können: Durch Erziehung und Lebenserfahrung, durch die jeweilige Situation, natürlich auch durch die Art der Gesprächspartner oder durch das Ziel des Gesprächs. Dann sind Tagesverfassung, Anlass für das Gespräch oder die Emotionen zu beachten, mit denen man in ein Gespräch geht oder die im Lauf des Gesprächs hochkommen können.

Vorbeugende Maßnahmen und Verhaltensweisen

Hingewiesen wird auf vorbeugende Maßnahmen, die den Stimmgebrauch erleichtern können: Da ist vor allem wichtig, während der Stimmbelastung ausreichend zu trinken! Dann sind Lautstärke und Tonhöhe den tatsächlichen Erfordernissen anzupassen. Es empfiehlt sich auch, wie den Körper vor dem Sport auch die Stimme vor einem Vortrag aufzuwärmen. Von Vorteil sind auch Sprechpausen, wenn immer dies möglich ist. Während des Sprechens kann Bewegung und Justierung der Körperhaltung hilfreich sein.

Räuspern und Flüstern

Es dürfte uns vielleicht wenig bewusst sein, aber Experten meinen, dass häufiges Räuspern der Stimme nachhaltig schaden kann: Es sei zu vergleichen mit einem ziemlich groben „Bearbeiten“ der Stimmbänder mit Schmirgelpapier. Dasselbe gelte auch für Flüstern: Es sei nicht nur anstrengend, sondern schade auch den Stimmbändern. Im Fall einer Erkältung empfiehlt es sich, Flüstern zu vermeiden, und stattdessen mit der Reststimme zu sprechen. Und dass Rauchen der Stimme gehörig schaden kann, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden.

Körperhaltung und Atmung

Man kann an sich selbst ausprobieren, wie sich die Körperhaltung auf die Sprache auswirkt, oder wie sich Gefühle diesbezüglich auswirken. Beste Wirkung erzielt man mit einem guten Stand, mit den Fußsohlen im Boden gut „verankert“, sich von unten nach oben aufrichtend und streckend und den Schultern leicht nach hinten. Im Sitzen soll das Gewicht gut auf der Unterlage ruhen. Der gut aufgerichtete Körper lässt den Atem frei und ungehindert fließen, wobei zu beachten ist, dass das Zwerchfell den Hauptmuskel für das Atmen darstellt.

Stimme und Artikulation

Locker und entspannt sprechen schont die Stimme und verleiht ihr angenehme Resonanz, weshalb man dann von seiner „Wohlfühlstimme“ – oder seiner Indifferenzlage – spricht. Zu dieser soll man zurückkehren, wenn man lange oder laut sprechen muss. Wichtig ist auch die Artikulation, die Präzision der Aussprache: Lockerer Kiefer, bewegliche Lippen und Zunge: Wer deutlich spricht, benötigt weniger Stimmkraft! Häufiger Fehler: Zu geringe Öffnung der Kiefer – die Artikulation lässt sich durch Sprechen von Texten mit Daumen zwischen den Zähnen deutlich verbessern.

Satzmelodie und Tempo

Die Satzmelodie kennzeichnet die Aussage von Sätzen und bestimmt den Eindruck, den die Stimme hinterlässt: Sie kann Ruhe, Souveränität, oder Verbindlichkeit vermitteln. Oder aber sie führt zu offenen und geschlossenen Fragen. Pausen im Sprechen geben dem Gegenüber Zeit, das Gehörte zu verarbeiten, gliedern das Gesagte in Abschnitte, können aber auch Spannung erzeugen oder Ruhe bewirken. Aus Sicht des Redners kann man dadurch Atem holen, den nächsten Satz oder Gedanken formulieren oder kontrollieren, ob der Inhalt verstanden wurde.

Der richtige Ton macht die Botschaft perfekt

Nicht umsonst sagt man nach gelungenen Ansprachen, Vorträgen, Vorlesungen oder Plädoyers: Er oder sie hat den richtigen Ton getroffen. In unserem Fall ist damit der letzte Baustein für den gelungenen Stimmeinsatz gemeint: Nicht nur die Sprachmelodie macht die Wirkung aus, ein „dynamischer Akzent“ entsteht erst mit der richtigen Betonung, sprich mit dem gezielten Einsatz von höherer oder geringerer Lautstärke! Wer das beherzigt, macht seinen Stimmeinsatz perfekt. – Was bleibt zu tun? Ganz einfach, und doch so schwer: Immer wieder Üben, Üben, Üben …

Quelle: „Starke Stimme – souverän und gesund sprechen“, Skriptum Summer Business School 2024, verfasst von Claudia Graf, M.A., Logopädin, 8010 Graz

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