Sonnek

GB-AT2

Die folgenden Zeilen drehen sich nicht um Fußball, Kommentare dazu bleiben Kompetenteren vorbehalten! Hier sollen lediglich einige Besonderheiten aus dem englischen Alltag angesprochen und den Gegebenheiten hierzulande gegenüberstellt werden. Einiges davon erschließt sich aber erst nach einer gewissen Aufenthaltsdauer. Manches ist nicht gegenständlicher Art, sondern hat mit Unterschieden in der Lebensart zu tun. Und es geht auch nicht darum, zu bewerten, ob etwas besser oder schlechter ist, es ist halt anders. Darunter ist auch etwas, das auf uns noch zukommt.

Verständigung

Englisch ist eine Weltsprache, die auch hierzulande von den meisten Menschen zumindest halbwegs beherrscht wird, sieht man von der ältesten Bevölkerungsschicht einmal ab. Das heißt aber noch nicht, dass man sich mit allen Personen, mit denen man England zu tun hat, auch problemlos verständigen kann. Denn wie überall sonst auf der Welt trifft man hier genauso auf regionale Sprachgewohnheiten und Dialekte, die sich einem erst nach und nach erschließen und die anfangs des Öfteren Nachfragen erfordern. Banales Beispiel: Wenn wir etwa das Wort „Love“ gemäß Schulenglisch wie „Loooov“ aussprechen, kann das im englischen Norden wie „Luuuuv“ klingen.

Der Reihe nach

Zur englischen Lebensart gehört das Schlangestehen, das sich nach wie vor beobachten lässt, zumindest bei denen, die unschwer als Alteingesessene erkennbar sind. Das gilt auch für stark besuchte Tourismusorte. Leute mit augenscheinlich migrantischem Hintergrund tendieren allerdings genauso zur ungeordneten Rudelbildung und zum Vordrängeln wie wir Österreicher. Im Unterschied zu uns Österreichern bleiben die alteingesessenen Engländer zumindest äußerlich unbeeindruckt und lassen sich auch nicht dazu verleiten, das Drängelspiel mitzumachen, selbst dann, wenn ihnen diese Haltung zum zeitweisen Nachteil geruht.

Auskünfte

Österreichern sagt man nach, freundliche Leute zu sein, die Briten (das schließt Walliser und Schotten mit ein, mit Nordiren fehlt mir die Erfahrung, Anmerkung) sind es wirklich. Wer auf einem Erkundungs- oder Spaziergang nach einer Adresse oder einem benötigten Artikel sucht, gehe ins nächstliegende Geschäft, wo er ausführliche Hilfe oder den richtigen Weg gewiesen bekommt. Apropos Geschäfte: Die Läden für Lebensmittel und den sonstigen täglichen Bedarf sind im Regelfall auch spätabends noch geöffnet und das auch am Sonntag, zumindest, wenn sie den großen Ketten angehören.

Einkaufen

Weil wir gerade von Geschäften sprechen: Etwas ist mittlerweile völlig anders, wird aber bei uns auch noch kommen: Das Selbst-Auschecken ist Standard, auch in den kleinsten Läden etwa von Tesco oder Coop. Dafür sind meist mehrere Plätze vorhanden, für alle, die sich nicht auskennen, steht entweder Hilfspersonal oder eine konventionelle Kassa mit Förderband bereit. Das Selbst-Auschecken läuft ganz einfach: Auf einem oberen Waagenplatz wird das Gut gescannt, registriert und gewogen, danach auf einem etwas tiefer gelegenen Waagenplatz abgelegt. Hat man alle Dinge am unteren Platz, genügt eine Taste, danach erfolgt kontaktloses Zahlen und fertig!

Fahren mit Links

Mein Tipp, wenn man Bekannte oder Verwandte in England hat: Mietauto am Flughafen in ausreichender Größe reservieren! Fast immer ergibt sich die Situation, dass mehr oder weniger zufällig noch irgendjemand aus dem Bekannten- oder Verwandtenkreis mitfahren möchte. Achtung: An den Linksverkehr gewöhnt man sich rascher als an das Fahrzeug mit Rechtslenkung. Österreicher, die manuelle Schaltung gewohnt sind, suchen den Schaltknüppel meist instinktiv dort, wo in England der Fensterheber sitzt. Ergo: Automatik wäre an sich besser, aber für den, der zuhause Schaltgetriebe gewohnt ist, wäre das eine zusätzliche Umstellung; Also abwiegen …

Roundabouts

In den letzten zwanzig Jahren sind sie auch bei uns immer stärker aufgekommen: Kreisverkehre. Aber das, was wir darunter verstehen, hat sich bei den Engländern mitunter zu  erstaunenswerten Verkehrsmerkmalen ausgefächert: Mehrspurige und sternförmige „Roundabouts“ sind aufgrund der schon recht komplexen Einordnungs- und Kennzeichnungskriterien für den Ausländer unter dem Stress des ohnehin ungewohnten Fahrens oft auf Anhieb schwer zu durchschauen. Wichtiger Tipp: Bei falscher Einordnung keinesfalls im letzten Moment die Spur wechseln, sondern lieber einen Umweg in Kauf nehmen und einen neuen Anlauf starten …

Landstraßen

Der Autobahnverkehr läuft etwa so wie bei uns, abgesehen vom Linksverkehr. Hier kann man nicht viel falsch machen. Landstraßen sind eine andere Sache. Rein subjektiv gesehen sind sie enger als bei uns (vielleicht heißt es auch deshalb „England“, kleiner Scherz). Dazu kommt noch, dass vielerorts Hecken bis an den Straßenrand wachsen, was zusätzlich zu Unübersichtlichkeit führt. Ist man die forschere Fahrweise der Einheimischen nicht gewohnt, ist es ratsam, den Stau hinter dem eigenen Fahrzeug von Zeit zu Zeit vorbeizulassen. Hecken sind auch eine Herausforderung, wenn man mit einem österreichischen Linkslenker unterwegs ist: Man neigt sich als Fahrer wegen der so nahe vorbeihuschenden Heckenwände automatisch nach rechts …

Sonstiges

Jetzt gäbe es noch recht viel zu erzählen beispielsweise über die Eigenheiten von Wohnungen und Wohnhäusern, die Gestaltung der öffentlichen Plätze, das Nebeneinander von Tradition und Neuem, die Politik, die Sicht auf den Brexit, auf bestimmte Lebensgewohnheiten und noch viel mehr. Aber vielleicht ist ein anderes Mal Zeit dafür.

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