Als Unternehmer oder Freiberufler ist man dazu angehalten, möglichst solide zu wirtschaften, indem ausreichende Gewinne erzielt werden. Das verlangt praktisch gesehen einerseits, Einnahmen zu stabilisieren oder zu erhöhen, etwa durch Erweiterung der Geschäftstätigkeit. Andererseits erfordern aber auch die Ausgaben stets ein wachsames Auge, um diese in vernünftigen Grenzen zu halten. Bei anstehenden Ausgaben wird sich ein Selbständiger genauso verhalten wie ein kritischer Kunde vor einer Beauftragung oder Anschaffung: Er wird sorgfältig abwägen zwischen Nutzen und Aufwand und sich fragen: Hat das Sinn?
Klarzustellen ist, dass in den nachstehenden Ausführungen von betrieblichen Ausgaben die Rede ist, die natürlich steuermindernd berücksichtigt werden können. Steuerberater und Finanzamt muss man von deren Notwendigkeit oder Sinnhaftigkeit überzeugen können. Trotzdem wird man versuchen, Betriebsausgaben niedrig zu halten. Auch wenn ein österreichischer Unternehmer oder Freiberufler weiß, dass die freundliche Hand des Staates sich in seiner Tasche recht eindrücklich spürbar macht: Sie nimmt sich üblicherweise etwa die Hälfte des verbleibenden Einkommens allein schon in Form der Einkommens- und Sozialsteuer (Sozialversicherung).
Kritischer Rückblick
Anlass für diese Zeilen ist ein Rückblick auf einige Jahrzehnte von Erfahrungen im Beruf, in der sich auch die Frage gestellt hat: Waren im Hinblick auf berufliche Auswendungen solche erkennbar, denen man im Endeffekt den materiellen als auch nichtmateriellen Nutzen und damit auch den Sinn absprechen muss? – Zum Glück kann ich sagen, dass keine größeren zu finden waren, für die die Kosten als „hinausgeschmissenes Geld“ zu bewerten sind. Und damit auch keine in Größenordnungen, die die eigene Existenz gefährden hätten können.
Kleine Beträge über lange Zeit summieren sich!
Nichtsdestotrotz sind manche Aufwendungen darunter, die als Betriebsausgaben unzweifelhaft gerechtfertigt waren, deren langfristiger finanzieller oder sonstiger Nutzen im Nachhinein durchaus in Frage gestellt werden darf. Finanziell gesehen handelt es sich um kleinere Einzelbeträge, über Jahre oder Jahrzehnte können aus regelmäßigen Zahlungen aber doch recht ansehnliche Beträge erwachsen. In der nachfolgenden Zusammenstellung werden einige Ausgabenarten zu Gruppen zusammengefasst und kommentiert. Die verwendeten Abkürzungen sind nicht näher erklärt, Interessierten stehen ja die entsprechenden Webseiten zur Verfügung.
Beratungskosten
Abgesehen von Steuerberatung, QM-Zertifizierung, Rechtsanwalt (Vertragsberatung) oder Notar: Nutzen durch Unternehmensberater nur dann, wenn wirklich benötigt und nur wenn nachgewiesene Experten am Werk waren. Der Rest: Schrott.
Berufsvereinigungen
Gemeint sind hier nicht die österreichischen Pflichtmitgliedschaften bei Wirtschafts- oder Ziviltechnikerkammer, sondern Berufsverbände wie ÖIAV, VDI, ASME, IGTI, DGS und andere; Manche waren eine Zeitlang von Nutzen, aber je allgemeiner und inhomogener die Art der Mitglieder waren, desto weniger praktischer Nutzen hat sich aus Veranstaltungen ziehen lassen. Man muss lernen, wann und für wie lange die Mitgliedschaft einer Organisation interessant und von Vorteil ist, muss aber bereit sein, sie zu verlassen, wenn sie nicht mehr zielführend ist. Geschäftliche und persönliche Interessen ändern und verlagern sich.
Bücher und Zeitschriften
Subjektiv gesehen ein großer Posten; Was ich heute machen würde: Keine oder nur sehr ausgesuchte Wirtschaftsliteratur. In meinen Augen wurden hier oft einzelne Ideen aufgeblasen und zu Modetrends entwickelt, die letztlich keinen spürbaren Nutzen ergeben. Neuere hilfreiche und brauchbare Literatur hat sich oft aus Blogs heraus entwickelt.
Inserate in Zeitungen und Zeitschriften
Vielfach in Regionalpresse oder als Zugeständnis für irgendwelche Bekannte (Maturazeitungen, Feuerwehrjubiläum, Gemeindebericht etc.): Im Endeffekt keinerlei Nutzen.
Seminare, Konferenzen und Tagungen
Persönlichkeitsbildende Seminare waren prägend (z. B. Rhetorik, Sprechen und Überzeugen, Kampfrhetorik, etc.) manche wirtschaftsbezogene eine Zeitlang hilfreich (Betriebsstrategien wie Tempus, EKS-System etc.), viele technische beruflich notwendig (neue Normen, Gesetze, Verordnungen).
Besuche von fachbezogenen oder bildungserweiternden Konferenzen und Tagungen erwiesen sich in erster Linie als interessant zur Gewinnung neuer Kontakte und Bekanntschaften, wobei die meisten allerdings nach einiger Zeit einschliefen; aufgrund der Vielzahl von bleibenden Eindrücken und Informationen im Nachhinein positiv zu werten.
Spenden
Hier gilt das für Inserate Gesagte, etwa für Ballspenden. Spenden für wohltätige Zwecke, Unterstützung für Hilfsbedürftige etc. sollten Privatsache sein und gehören nicht hinausposaunt.
Zusatzausbildungen
Die Ausbildung zur SFK nach Arbeitnehmerschutzgesetz erwies sich als äußerst wertvolle fachliche Ergänzung und Erweiterung der Tätigkeit als Planer und Gutachter. Man bekommt Augen für zusammenhänge und Verantwortungen, die einem reinen technisch Arbeitenden ansonsten entgehen.
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