Es kommt hin und wieder vor: Der Servicetermin oder eine notwendige Reparatur für meinen mittlerweile vierzehn Jahre alten Wagen dauern etwas länger als geplant. Soweit ein solches gerade verfügbar ist, bietet mir die immer sehr zuvorkommende Werkstatt ein Leihauto an. Zumeist handelt es sich dabei um einen Vorführwagen gehobener Klasse mit luxuriöser Ausstattung. Vielleicht auch überlassen als Kontrastprogramm in der Hoffnung auf meine Einsicht, dass es nunmehr doch an der Zeit wäre, sich endlich etwas Besseres zu gönnen und das alte Vehikel gegen etwas Neueres, Schöneres, auszutauschen.
Die freundliche Dame am Empfang geleitet mich zum Fahrzeug, erklärt ein paar Feinheiten, fragt, ob die Handschaltung ein Problem sei – ist es nicht, auch wenn ich von meinem alten Untersatz Automatik gewohnt bin und diese sehr schätze. In meinen Augen ein teures Auto, doch elektrische Sitzverstellung gibt es nicht, hat mein Altfahrzeug aber. Dafür gibt es eine gute visuelle Einparkhilfe, was ich wiederum nicht hab‘. Hohe Gürtellinie, die Fenster kommen mir eher wie Sehschlitze vor, der Wagen ist vom Typ her eine Art SUV. Viele Details der Innenausstattung empfinde ich eher als unnötige Kinkerlitzchen, in meinen Augen könnte manches einfacher und auch eleganter sein.
Schlichte Eleganz ist selten geworden
Besagte Automarke hatte einmal in allen Modellen eine durchgehende Linie der schlichten Eleganz, der Einfachheit, der glatten Flächen, der nüchternen Gefälligkeit und einer durchgehenden „europäischen“ Ästhetik in allen Details, auf der man gerne sein Auge ruhen ließ. Heute bauen die Produkte der Marke allesamt auf zahlreiche Sicken und Knicke, auf eine Formensprache aus abgebrochenen Geraden und halbfertigen Rundungen, aus unnötig großen maulartigen Kühlergrillen – ist das alles ein Zugeständnis an eine Art asiatischen oder „asiatisierten“ Publikumsgeschmack, ein Tribut an die global gesehen zahlenmäßig weit überlegene Kundschaft?
Innere Werte werden wichtig
Es gibt Ausnahmen, es gibt noch glatte Flächen, noch „klassisch schöne“ Proportionen, aber derlei sehe ich eher in einigen wenigen Nischenprodukten. Auch mein alter Wagen zeigt äußerlich nur noch karge Reste einer klassischen Linienführung, was mir aber besonders gefällt, sind seine inneren Werte: Lederausstattung hellbeige, viel Platz, insbesondere großer Fußraum im Fond, ausreichend Armstützen, Ablagen etc. Wenn jemand aus der Familie mit dabei ist, lasse ich mich gerne chauffieren, sitze hinten im Fond, wo ich ausreichend Platz zum Arbeiten habe oder – entsprechende Fahrweise des Lenkers vorausgesetzt – entspannt lesen kann.
Gelassen und bequem reisen
In meinem Alter legt man Wert auf Fortbewegung der gelassenen und bequemen Art, auf ausreichende Pferdestärken zum raschen Überholen und vor allem auf gute Wirtschaftlichkeit, sprich geringen Treibstoffverbrauch. Völlig unwichtig geworden ist mir hingegen jegliches Streben nach Äußerlichkeiten und Überholprestige. Ein Fahrzeug ist Mittel zum Zweck des Transports, kein Gegenstand von Identifikation oder Selbstdarstellung. Wegen des höheren Alters des Fahrzeugs regt man sich auch nicht auf, wenn im Lauf der Zeit kleinere Kratzer oder Schrammen hinzukommen.
Ein Wort zum Elektroauto
Wenn wir schon bei motorischer Fortbewegung sind: Elektroautos sind natürlich eine feine Sache, sie bieten ein tolles Fahrerlebnis. Für mich werden sie aber erst interessant, wenn ich wie gewohnt tausend Kilometer fahren und dann in einigen Minuten wieder volltanken oder besser gesagt vollladen kann. Überspannte Erwartung? Mag sein. Aber solange ich angesichts der CO2-Hysterie noch einen konventionellen Diesel- oder Benzinschlucker fahren kann, möchte ich das tun. Außerdem sehe ich Elektro-KFZ neben elektrisch betriebenen Wärmepumpen als erste potentielle Opfer von Einschränkungen, sollte das Stromangebot mal knapp werden.
Faszinierende Technik
Ein Blick zurück: Als Maschinenbauer hat mich immer alles interessiert, was mit maschineller Fortbewegung zu tun hatte. Zuerst war es die Eisenbahn, mehrere Mitfahrten in Führerständen großer Dampflokomotiven bleiben unvergessen. Dann waren es Flugzeuge, mal im Schatten eines B-52-Langstreckenbombers zu stehen, war auch nicht schlecht. Und was Schiffe betrifft – den Gefechtsraum eines Zerstörers der US-Marine inspizieren dürfen war wahrscheinlich auch noch nicht vielen Zivilisten hierzulande gegönnt. Aber mein ganz wichtiges Interessensfeld waren immer schon Autos, egal ob alt oder neu, und da weiß ich gar nicht wo ich anfangen sollte zu erzählen …
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