„Schreiben ist Reden mit sich selber“. Der Ingenieur hielt in seinem Vortrag inne, hob sein Notizbuch hoch und ließ uns einen Blick auf seine Einträge werfen. Zeichnungen, Skizzen, einige flüchtig hingekritzelt, andere fein ausgearbeitet, dazwischen Texte, manche lang, die meisten kurz. Er sprach über Wissensmanagement, für das er in einem wachsenden Ingenieurunternehmen zuständig war. Alles, was ihm in seiner Arbeit oder auch außerhalb wichtig genug erschien, hatte er festgehalten, egal ob es sich dabei um eigene Ideen handelte oder einfach um Gehörtes oder Gelesenes, das er aufgeschnappt hatte.
Diese Darstellung machte einen starken Eindruck auf mich. Denn zum einen schien es mit diesem Notizbuch (im eher unhandlichen, aber auf dem Schreibtisch unübersehbaren Format A4) endlich eine praktikable Lösung zu geben, spontane Einfälle und Informationen sofort aufzufangen und festzuhalten. Vor allem solche, die im Moment mit der gerade laufenden Tätigkeit wenig oder gar nichts zu tun hatten. Es war mir oft passiert, dass solche wertvollen gedanklichen Edelsteinchen zu meinem Leidwesen verloren gegangen waren, weil ich sie nicht oder an nicht wieder auffindbarer Stelle notiert hatte.
Hilfe, die systemlose Zettelwirtschaft funktioniert nicht!
Zum anderen waren die Notizen an einer zentralen Stelle gespeichert, an der sie sicher wieder zu finden waren. Es war ein Riesenunterschied zu meiner Gewohnheit, solche Notizen auf irgendwelchen gerade erreichbaren Zetteln unterzubringen, die bald in verschiedenen Stapeln zwischen Zeitschriften, Dokumenten und was weiß ich sonst noch verschwanden. Die waren genau dann nicht zu finden, wenn ich sie hätte brauchen können. Andersherum hielt ich derlei Informationen plötzlich genau dann in Händen, wenn ich damit nichts anfangen konnte, weil ich dringend nach ganz anderen Dingen suchte.
Ein erster Anstoß, ein Notizbuch zu verwenden
Einen ersten Anstoß, statt Zetteln ein Notizbuch zu verwenden, hatte ich schon einige Zeit zuvor von anderer Seite bekommen. Ein Geschäftspartner, mit dem ich damals viel zu tun hatte, benutzte bei allen Gesprächen konsequent ein Notizbuch, in dem er nahtlos jegliche Vereinbarungen und Resultate festhielt. Loseblattsammlungen waren ihm ein Gräuel, was er er mit Erfahrungen beim Bundesheer begründete. Auch im Innendienst sei Gebundenes bevorzugt worden, weil im Alarmfall weniger Gefahr bestanden hätte, dass Unterlagen verloren gehen. Das konsequente Notieren führte er auf seine frühere Beamtenlaufbahn zurück.
Die unerschöpfliche Stoffsammlung
Der werte Leser und die kluge Leserin dieses Blogs mögen sich vielleicht wundern, warum ich diesen Notizbüchern so großen Wert zumesse. Nun ist dies einfach zu erklären: Die Notizbücher machen mir das Leben wesentlich leichter, im Beruf und im Privatleben. Gerne nehme ich mir hin und wieder Zeit und blättere einzelne Bände durch. Fünfzehn Jahre Notieren geben eine Menge Stoff! Es ist erstaunlich, was sich da jedes Mal an Schätzen auftut. Auch sehr viele Blogbeiträge – ja wahrscheinlich sogar die meisten – gehen auf Einträge in besagten Büchern zurück.
Welche Art Notizbücher ich verwende
Die ersten Jahre gab es noch ein solides heimisches Erzeugnis, Schreibbücher vom legendären Wurzer in der Grazbachgasse, schön gebunden, kariert, wie halt Techniker es gerne mögen. Es war fast ein Schock, als diese Erzeugnisse nicht mehr erhältlich waren. Nach einigem Suchen bin ich dann auf die schön gefertigten Bücher der Marke „Leuchtturm 1917“ gestoßen, die seither treue Dienste leisten. Alle Seiten sind durchnummeriert, die Aufmachung ist gut durchdacht. Ich verwende gerne die Ausführung mit knallrotem Einband, so sticht so ein Buch gleich ins Auge und ist schnell bei der Hand.
Warum nicht das Notebook verwenden?
Viele, vor allem längere Fundstücke oder Bilder und Links speichere ich natürlich am Computer, einem Surface Book. Das hat die Vorteile einer raschen Suchmöglichkeit und bei Bedarf einer raschen und direkten Übernahme von Texten. Trotzdem bleibe ich gerne beim handgeschriebenen Notizbuch. Das handschriftliche Festhalten von Informationen unterstützt das Lernen auf dreifache Weise: Zuerst beim Formulieren des Gehörten (oder Gesehenen), dann beim Niederschreiben und letztlich danach beim nochmaligen Lesen. Und das handschriftliche Festhalten von Ideen klärt die Gedanken. Es ist tatsächlich Reden mit sich selber.
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