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Energie

Über das Buch „False Alarm“ des dänischen Politikwissenschaftlers Bjorn Lomborg habe ich in diesem Blog schon vor zweieinhalb Jahren ausführlich berichtet (siehe hier). Jetzt liegt mir dieses in meinen Augen eminent wichtige Werk zum Umgang mit dem Klimawandel in Deutsch vor. Es trägt nun den etwas aggressiveren Titel „Klimapanik“, was angesichts der zurzeit medienwirksam verbreiteten Hysterie durchaus gerechtfertigt erscheint. Auf genau diese unrühmliche Rolle der Medien und ihrer Berichterstattung geht das Buch in ausführlicher Weise ein. Einen Abschnitt daraus möchte ich nachstehend wiedergeben.

Mit besonderer Skepsis sollten wir die Medienberichterstattung zum Klimawandel betrachten. Fast täglich lesen wir neue Berichte über steigende Temperaturen und extreme Schäden, die der Klimawandel verursachen wird. Noch einmal: Die Medien leben von Sensationsmache; je wilder eine Nachricht aufgebauscht wird, desto mehr Klicks bekommt sie, desto mehr Zeitungen verkaufen sich. Kein Mensch klickt auf einen Link mit der Schlagzeile „Unser zukünftiges Leben wird sich nicht viel vom heutigen unterscheiden, in ein par Aspekten wird es vielleicht ein bisschen schwieriger sein.“ lesen wir Schlagzeilen wie in der New York Post kürzlich: „Studie: könnte die menschliche Zivilisation bis 2050 zerstören.“ Die Post, eine seriöse Zeitung, wollte die Leser wohl nicht bewusst hinters Licht führen. Aber natürlich wünschten sich der Autor des Artikels und der Redakteur, der die Überschrift formulierte, möglichst viele Leser anzulocken. Was da so genau in der Studie wirklich stand, interessierte da offenbar nicht sehr. Und auch nicht, was die etablierte Wissenschaft zu den Erkenntnissen sagt.

Die Studie von 2019, auf die sich der Artikel bezieht, stammt von einer obskuren Denkfabrik, umfasst magere sieben Seiten und widerspricht den akzeptierten Erkenntnissen des UN-Klimarats erheblich. Von wilden Annahmen ausgehend, zeichnet sie ein finsteres Schreckensbild von einem Klimawandel, der viel extremer ausfällt, als von der großen Mehrheit der Wissenschaftler vorhergesagt. Die Folgen, raunen die Autoren, seien gar nicht mehr modellierbar oder abschätzbar, es bestehe also eine „hohe Wahrscheinlichkeit, dass die menschliche Zivilisation zugrunde geht“. Einen Termin dafür nennt die Studie allerdings nicht, vom Jahr 2050 ist keine Rede. Ein Klimaforscher kommentierte den Artikel folgendermaßen: „Ein typischer Fall: Da schreibt irgendjemand eine Studie, die nicht von Fachkollegen überprüft wird, und behauptet Dinge, die von der etablierten Wissenschaft nicht gedeckt sind oder ihr sogar widersprechen. Die Medien nehmen die Studie dann und bauschen ihre Aussagen noch witer auf.“

Anders ausgedrückt: Schon die Studie und dann auch noch der Artikel gehören ins Reich der Fiktion, nicht der Tatsachen. Dennoch schaffte diese erschreckende Geschichte es abgewandelt auch in die Zeitung USA Today, in die Fernsehnachrichten von CBS und CNN sowie in etliche weitere überregionale Medien.

Welches Problem haben die Medien mit dem Klimawandel?

Natürlich erscheinen in den Medien auch sorgsam recherchierte und ausgewogene Artikel, aber diese gehören zu einer kleinen Minderheit. Ein Teil des Problems besteht ironischerweise darin, dass viele Medien ausgewogen berichten wollen. Leider bekommen auf diese Weise auch Leugner des Klimawandels eine Bühne, deren Argumente längst von der Wissenschaft widerlegt sind. Neuerdings hört man weniger von diesen Leuten – was gut ist. Dafür berichten die Medien umso alarmistischer, vielleicht als Wiedergutmachung für ihre Sünden aus der Vergangenheit. Dabei begehen Journalisten den gleichen Fehler wie zuvor, nur am anderen Ende des Spektrums. Sie bieten Panikmachern eine Plattform, ohne deren übertriebene Forderungen zu hinterfragen.

Nehmen wir die Titelgeschichte der Zeitschrift Time vom 13. Juni 2019. Auf dem Titelfoto steht Antonio GUTERRES; DER Generalsekretär der Vereinten Nationen, in Anzu g und Krawatte bis zu den Hüften im Wasser am Strand der winzigen Pazifikinsel Tuvalu. Im dazugehörigen Artikel heißt es: “Tuvalu droht im Meer zu versinken.“ Da die Insal sich kaum über den Meeresspiegel erhebe, raunt der Artikel, drohe schon der kleinste Anstieg des Meeresspiegels, Tuvalu und seine 10.000 Einwohner „von der Landkarte verschwinden zu lassen.“

Leider hat der Generalsekretär da ganz umsonst einen prima Anzug ruiniert. Die Wissenschaft sagt nämlich etwas anderes. Ja, aufgrund des Klimawandels steigen die Meeresspiegel, auch um die mehr als 124 Riffinseln Tuvalus. Aber es hätte die Journalisten nur fünf Minuten Arbeit gekostet, die neueste wissenschaftliche Studie über Tuvalu herauszusuchen, die in dem Magazin Nature erschienen war. Diese bestätigt, dass der Meeresspiegel dort anstieg, und zwar doppelt so stark wie im weltweiten Durchschnitt. Doch obwohl der Meeresspiegel seit vier Jahrzehnten ansteigt, wuchs die Landfläche Tuvalus in dieser Zeit um 2,9 Prozent. Das ist eine Folge der Anschwemmung. Ja, der Meeresspiegel steigt und lässt Land verschwinden, gleichzeitig aber werden tote Korallen von Wellen zermahlen und an niedrigen Stränden als Sand abgelagert. Wie die Studie aus dem Jahr 2018 zeigte, gleicht dies den Landverlust mehr als aus. Unter dem Strich wächst Tuvalu also. Daran ändert sich voraussichtlich auch nichts, weshalb es in der Studie von Nature auch heißt, Tuvalu „ist auch im nächsten Jahrhundert noch bewohnbar.“

Die Titelgeschichte der Time hingegen warnt überdies, zwei weitere Inselnationen, Kiribati un die Marshallinseln, könnten von der Landkarte verschwinden. Auch hier hätten ein paar Minuten Recherche die ganze Geschichte kaputt gemacht. In Kiribati wuchsen seit 1943 alle vier Atolle durch natürliche Anschwemmung stärker, als jeder Meeresanstieg zunichtemachen konnte. Die Fläche des Hauptatolls, Tarawa, auf dem die Hälfte der Bevölkerung lebt, wuchs über 30 Jahre hinweg um 3,5 Prozent (dazu kommen 15 Prozent aus einem Landgewinnungsprojekt in Südtarawa). Auch auf den Marshallinseln wuchs die Landfläche durch natürliche Anschwemmung um 4 Prozent.

Ein aktueller Übersichtsartikel, in dem alle Studienergebnisse zu Mikronesien zusammengetragen wurden, zeigt, dass die Anschwemmung auf allen Atollen und größeren Inseln der Marshallinseln, Kiribatis, Französisch-Polynesiens, der Malediven und Tuvalu den Meeresanstieg mehr als ausglich. Trotz steigenden Meeresspiegeln in den vergangenen Jahrzehnten sind alle untersuchten Atolle gewachsen. Ebenso sind alle untersuchten größeren Inseln mindestens gleich groß geblieben oder sogar gewachsen.

Eine anständig recherchierte Geschichte hätte diese Informationen nicht unterschlagen und stattdessen über die Probleme von Menschen berichtet, die von Gegenden, wo das Land erodiert, in Gegenden umsiedeln müssen, wo Land hinzukommt. Doch statt über die wahren Schwierigkeiten zu schreiben, die ein Land wie Tuvalu aufgrund des Klimawandels bekommt, schwadroniert die Time lieber „von unserem versinkenden Planeten“. Klar, das knallt ganz anders, mit solchen Gruselgeschichten verkaufen sich Zeitschriften. Wen stört es da, wenn sie gar nicht wahr sind?

Quelle: Bjorn Lomborg, Klimapanik – Warum uns eine falsche Klimapolitik Billionen kostet und den Planeten nicht retten wird. FinanzBuch Verlag, 2. Auflage 2022, Seiten 26 bis 28

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