Die österreichische Bundesregierung hat in ihrem Regierungsprogramm festgelegt, dass Wohngebäude nicht mehr mit Öl und Gas beheizt werden sollen. Der Grund dafür heißt Klimaschutz. Damit das geschieht, fördert die Aktion „Raus aus dem Öl“ für Private und Unternehmen den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf nachhaltige Heizsysteme. Solche sind gemäß Förderrichtlinien Holzzentralheizungen, Wärmepumpen oder Anschlüsse für Fernwärme. Damit könnten einige hunderttausend Tonnen an CO2 eingespart werden. Das wollen wir uns näher ansehen, denn auch bei Verbrennung von Holz entsteht CO2.
Es dürfte weitgehend Einigkeit darüber bestehen, dass Heizen von Holz zur Erzeugung von Raumwärme aus drei Gründen sinnvoll erscheint: Erstens ist Holz ein im Lande derzeit reichlich verfügbarer Rohstoff und durch seine Verwendung sind wir weniger von Energieimporten abhängig. Das entlastet unsere Wirtschaft. Zweitens wächst dieser Rohstoff bei nachhaltiger Waldwirtschaft (zumindest theoretisch und in begrenzter Menge) ständig nach. Und drittens wird uns erklärt, dass diese Verbrennung CO2-neutral erfolgt. Beispielsweise beschreibt das deutsche Umweltbundesamt diese Neutralität folgendermaßen (Zitate kursiv):
Wird Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft verbrannt und damit Energie erzeugt, wird bei einer vollständigen Verbrennung nur so viel klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) freigesetzt, wie der Baum zuvor während seiner Wachstumsphase aus der Atmosphäre aufgenommen hat.
Nachzulesen hier.
Die gängige Argumentation für das Verbrennen von Holz sieht am Beispiel der Landwirtschaftskammer Steiermark so aus:
Heizöl und Gas sind die teuersten Brennstoffe, belasten das Klima und die Wertschöpfung fließt ins Ausland ab. Heizen mit Holz hingegen bedeutet stabile Preise, aktiver Klimaschutz und Stärkung der heimischen Wirtschaft.
Nachzulesen hier.
Die logische Schlussfolgerung, die aus allen diesen Angaben zu ziehen sind: Im Unterschied zu Öl oder Gas belastet Holzverbrennung das Klima nicht. Das wollen wir uns näher ansehen.
Wieviel CO2 entsteht bei der Verbrennung von Holz?
Wir wollen nun bestimmen, wieviel CO2 bei der Verbrennung von Holz freigesetzt wird und dann diese Menge mit denen konventioneller Brennstoffe vergleichen. Dazu verwenden wir ausschließlich Quellen aus dem Internet, die für jeden zugänglich sind.
Berechnungen
Zuerst erheben wir den Heizwert für Holz. Aus der Heizwerttabelle der Energie-Experten (Zugriff hier) lässt sich für Fichtenholz mit 0% Feuchte ein rechnerischer oberer Heizwert von 5,20 kWh/kg oder 5.200 kWh/t ablesen.
Einer anderen Expertenseite (Zugriff hier) können wir entnehmen, dass in einer Tonne Holz eine halbe Tonne Kohlenstoff enthalten ist, dass bei der Verbrennung von einer Tonne Holz ca. 1,83 Tonnen CO2 frei werden und dass das (Mol-)Massenverhältnis von CO2/C = 44/12 = 3,67 beträgt.
Aus diesen erhaltenen Angaben lässt sich errechnen, wieviel CO2 je Kilowattstunde freigesetzt wird. Es sind dies rechnerisch für völlig trockenes Holz 1.830 kgco2 / 5.200 kWh = 0,35 kgco2/kWh.
Diese Zahl beziehen sich auf den Brennstoff – hier als Beispiel für Fichtenholz – allein und beinhaltet noch keinen Aufwand für Bringung und Transport, bezieht sich nur auf die direkte CO2-Emission und berücksichtigt keine anderen klimarelevanten Abgasanteile.
Zum Vergleich werden die Werte für Konversionsfaktoren herangezogen, wie sie in der aktuellen OIB-Richtlinie 6 (Zugriff hier) angegeben sind. Darin lassen sich die Faktoren für die gesamten Emissionen, bezogen auf die Endenergie (die an der Gebäudegrenze angelieferte Energie, Anm.) umgerechnet auf CO2 und angegeben in kg/kWh, wie folgt feststellen: Kohle 0,375; Heizöl 0,310; Erdgas 0,247.
Ergebnis
Das CO2-Äquivalent der Verbrennung von Holz liegt einschließlich Transport und restlicher Schadstoffemissionen in der Größenordnung von Kohle!
Das heißt in anderen Worten, dass bei Verbrennung von Holz bezogen auf den Heizwert gleichviel Kohlendioxid wie bei Kohle entsteht, das sind um ca. 21% mehr als bei der Verbrennung von Heizöl und um ca. 52% mehr als bei Gas.
Wie lange bleibt das CO2 in der Atmosphäre?
Aus Wikipedia (Zugriff hier): Kohlenstoffdioxid entsteht u. a. bei der Verbrennung fossiler Energieträger (durch Verkehr, Heizen, Stromerzeugung, Industrie). Seine mittlere atmosphärische Verweilzeit beträgt ca. 120 Jahre.
Fragen:
Zurzeit wird in den Industriestaaten bis 2050 oder gar früher eine drastische Reduktion der CO2-Emissionen möglichst auf null angepeilt. Wie aber soll das funktionieren, wenn selbst die vielgerühmte CO2-Neutralität der Holzverbrennung für mehr CO2-Eintrag sorgt als die konventionellen Brennstoffe Öl und Gas und das dabei entstehende CO2 ebenso 120 Jahre in der Atmosphäre verbleibt wie das aus Öl und Gas?
Worin besteht der Klimaschutz bei der Holzverbrennung dann tatsächlich?
Sind Herleitung oder mein Denkansatz falsch? Wenn ja, wo und warum?
Ich lasse mich gerne belehren und bin für erklärende Antworten dankbar!
—