Das Bonmot „Wie reden Menschen mit Menschen?“ – „Aneinander vorbei!“ habe ich an dieser Stelle schon vor etlichen Jahren einmal zitiert. Dabei habe ich erwähnt, dass es auf Techniker ganz besonders zuzutreffen scheint. Mittlerweile hat sich mein Horizont insofern ausgeweitet, dass ich in den Kreis der Erlauchten ganz generell Fachleute mithineinnehme. Mir ist nämlich aufgefallen, dass die meisten dieser Spezies – ich gehöre ja auch dazu – nicht umhinkönnen, in ganz normalen Gesprächen hin und wieder besondere Fachausdrücke einzubringen, ohne diese näher zu erklären. Beim Gesprächspartner hinterlassen sie damit oft Ratlosigkeit.
Das geschieht meinen Beobachtungen nach meist ohne erkennbare Absicht und eher dann, wenn diese Gespräche in engagierte Diskussionen münden. Standpunkte werden aufgerichtet und verteidigt, jegliche argumentative Munition eingesetzt, letzte Reserven werden aus dem eigenen Berufsleben herangekarrt. Dabei gelangen auch die oben erwähnten Fachbegriffe zum Einsatz, selbst wenn dem, der sie verwendet, klar sein muss, dass andere als er selber das Gesagte mangels Kenntnis der Materie nicht verstehen werden können. Für Aufklärung ist in der Hitze des Gefechts schlicht keine Zeit und es besteht in der Stresssituation auch kein echtes Interesse.
Bei Kunden sind Fachleute meist verständnisvoll
Solche Situationen habe ich selbst oft genug erlebt, vor allem in Sitzungen von Interessensvertretungen. Zur Verteidigung der Beteiligten muss gesagt werden, dass es sich um Leute handelt, die im normalen Berufsleben umgänglich, offen und zuvorkommend sind. Die angesprochene Ratlosigkeit beim Gegenüber würden sie bei einem Kunden gar nie aufkommen lassen, allein schon aus Höflichkeit würden sie Fachbegriffe entweder vermeiden, oder wenn schon notwendig, dann verständlich erklären. Schließlich ist ihnen an der Zufriedenheit des Kunden viel gelegen, da sie ein Maß ist für die Qualität der Kommunikation und damit der Arbeit eines Experten.
Entgegenkommen ist ein Gebot des Respekts
Was liegt also näher, als solch ein Verhalten, wie es dem eigenen Kunden allein schon aus Interesse an der guten Geschäftsbeziehung zuteilwird, auch für den Gesprächs- oder Diskussionspartner einer anderen Fakultät gelten zu lassen? Wäre das nicht schon ein Gebot des gewöhnlichen Respekts, den wir vor anderen Personen haben sollten? Zugegeben sei, dass dieses Entgegenkommen Disziplin und Selbstbeschränkung erfordert. Nämlich die, sich zur Beschaffung von Argumenten nicht in den Munitionsbunker der eigenen Wissenssphäre zurückzuziehen, sondern im offenen Feld allgemein verständlicher Begriffe, Sprachbilder und Vergleiche zu verbleiben.
Expertenmeinungen sollen immer verständlich sein
Der langen Erklärung kurzer Sinn: Bleiben wir Fachleute in unserer Sprache verständlich. Berücksichtigen wir in Auseinandersetzungen die Richtlinien, die uns in der Verfassung von Gutachten auferlegt sind. Dazu gehört eine Sprache, die in der Lage ist, auch äußerst komplexe Sachverhalte in einer Weise darzulegen, dass sie für Nichtfachleute – also Laien – auf Anhieb verständlich sind. Umständliches Ausdrücken oder gar Verschanzen hinter schwer Verständlichem ist kein Zeichen von Expertise. Es zeugt eher entweder von Gedankenlosigkeit oder Unsicherheit, sieht man ab von gelegentlichen Scharlatanen, die ihr Nichtwissen hinter „Verschwurbeln“ verdecken wollen.
Auch Fachbücher können „hürdenfrei“ sein
Noch etwas: Wenn wir schon bei Einfachheit sind, sollten wir auch gleich über Fachbücher reden. In meiner Studienzeit haben viele Lehrbücher den Stoff auf eine Art wiedergegeben, die einen mühsamen Prozess des Ringens um Verständnis auslösten. Das lag an der stark verdichteten Sprache, deren Inhalt und Bedeutung erst mühsam entziffert werden mussten. In Bezug auf Fachbücher ganz allgemein hat sich das aus meiner Sicht wohl zum Besseren gewendet. Ein Vorbild sind mir aber immer noch englischsprachige Bücher aus verschiedensten Interessensgebieten: Sie sind in gut verständlicher Sprache gehalten, weitgehend „hürdenfrei“ und machen das Lesen spannend …