China ist der größte Kohleverbraucher der Welt. Und das mit Abstand: China allein verbraucht mehr Kohle, als der Rest der Welt zusammen! Das ist allein schon eine kaum vorstellbare Tatsache, aber noch nicht alles: Allein in China sollen neue Kohlekraftwerke mit zusammen 70.000 Megawatt Leistung in Planung sein! In Indien etwa 50.000, aber auch in der nicht allzu weit von uns entfernten Türkei etwa 35.000. Mehr Kohle? Von allen gängigen konventionellen Brennstoffen hat Kohle doch die höchste Emission an CO2, bezogen auf die Endenergie. Wie soll da künftig der CO2-Gehalt der Luft zurückgehen?
Konversionsfaktoren
Doch vorerst eine Erläuterung: Als Endenergie bezeichnet man jene Energie, die an einer Gebäudegrenze angeliefert wird. Die OIB-Richtlinie 6 enthält Konversionsfaktoren – also Umwandlungsfaktoren – die angeben, wieviel CO2 bei Verbrennung entsteht und in die Atmosphäre entweicht, bezogen auf die Endenergie. Bei Kohle werden demnach 375 g/kWh freigesetzt, etwas weniger bei Heizöl mit 310 g/kWh, deutlich weniger bei Erdgas mit 247 g/kWh. Niedriger sind die Werte für Fernwärme aus einem modernen Kraftwerk mit 75 g/kWh oder aus einem Biomasse-Heizwerk mit 59 g/kWh, für eine Biomasse-Heizung mit Stückholz werden gar nur 17 g/kWh angegeben.
Zurück zum Kohleverbrauch
Im Jahr 2018 hat China 1.907 Millionen Tonnen Öläquivalent an Kohle verbraucht, der Rest der Welt 1.864 Millionen Tonnen. Wobei Indien, der zweitgrößte Verbraucher weltweit gesehen, mit 452 Millionen Tonnen nicht einmal ein Viertel, die USA mit 317 Millionen Tonnen bloß ein schwaches Sechstel des chinesischen Verbrauchs erreichen. Dann folgen Japan mit 115 Millionen und Südkorea, Russland und Südafrika mit jeweils knapp unter 90 Millionen Tonnen. Erst dann scheint der größte europäische Verbraucher Deutschland auf, mit 66 Millionen Tonnen, das ist ein Dreißigstel des chinesischen und nicht einmal zwei Prozent des weltweiten Gesamtverbrauchs. Der Rest fällt fast nicht mehr ins Gewicht. Die genannten Daten stammen von BP Statistical Review of World Energy.
Anzahl der geplanten Kohlekraftwerke
An die in der Einleitung erwähnten Zahlen über geplante Kohlekraftwerke schließen die asiatischen Länder Vietnam, Bangladesch und Indonesien mit jeweils beabsichtigten etwa 20.000 Megawatt an. Ägypten folgt mit etwa 15.000, die Philippinen mit etwa 8.000, Südafrika, die Mongolei und Pakistan mit jeweils etwa 5.000. Dann scheinen in der vorliegenden Reihung Russland und Japan mit etwa 4.000 Megawatt in Planung auf. Erst danach sind die ersten beiden europäischen Staaten genannt: Bosnien-Herzegowina und Polen mit jeweils 3.000 Megawatt. Wiederum fällt auf, wie gering der Beitrag der europäischen Länder zu derartigen Kraftwerksbauten ist. Die genannten Zahlen sind entnommen einem Diagramm des Global Energy Monitor mit Stand Juni 2019.
Was bedeutet das für die CO2-Reduktion?
Klarerweise wird man bei den neuerrichteten Kraftwerken davon ausgehen dürfen, dass sie dem neuesten Stand der Technik entsprechen werden. Manche davon werden solche alten Anlagen ersetzen, die noch schlechte Wirkungsgrade aufweisen. In Summe gesehen muss man aber davon ausgehen, dass die meisten geplanten Kraftwerkskapazitäten dazu vorgesehen sind, den stark steigenden Energiehunger der Schwellenländer abzudecken. Wie es eingedenk dieser Tatsachen und trotz dieser zu einer allseits geforderten drastischen weltweiten Verminderung der CO2-Emissionen kommen soll, bleibt mir ein Rätsel. Können Sie mir helfen? Über Ihre Antwort würde ich mich freuen!