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Ein Sachverständiger hat sich ein oder mehrere Fachgebiete festgelegt, in denen er überdurchschnittliches Wissen besitzt und für die er landläufig bezeichnet als Experte gelten kann. In der täglichen Arbeit lassen sich tatsächliche Aufgaben – etwa Gutachtensaufträge – sehr oft nicht auf solche Fachgebiete eingrenzen. Vielfach sind sogar deutliche Überschneidungen gegeben. Solche Fälle müssen von entsprechend qualifizierten Sachverständigen gemeinsam und möglichst friktionsfrei bearbeitet werden. Wie Netzwerke helfen können, dass freiwillige oder zwangsläufige Kooperationen klaglos funktionieren.

Die Herausforderung, vor der jeder Sachverständige stehen kann ist die, dass seine Wissens- oder Fachgebiete in Randbereiche „ausfransen“ und Grauzonen bilden, in denen das erforderliche Spezialwissen in der nötigen Tiefe schlicht nicht mehr vorhanden ist. Es gilt also, vor Betreten dieses Risikobereiches rechtzeitig die Bremse zu ziehen und sich nach Hilfe umzusehen. Wer beispielsweise in der Gebäudetechnik den maschinenbautechnischen Anteil beherrscht, wird im Bereich etwa der Elektro- oder Regelungstechnik bestenfalls über Übersichtswissen verfügen und im Bedarfsfall einen entsprechenden Kollegen kontaktieren.

Bestimmte Auffassungen müssen übereinstimmen

Dazu wird man sich natürlich zuerst in der direkten Kollegenschaft umsehen. Wenn das nicht zum Ziel führt, fragt man sich einfach durch, bis man fündig wird. Dabei ist aber nicht allein ausschlaggebend, dass der Kollege das Fachgebiet beherrscht, sondern zumindest genauso wichtig ist es, über die Persönlichkeit des Betreffenden Bescheid zu bekommen, bevor man selbst mit ihm Kontakt aufnimmt. Schließlich wünscht man mit jemandem zu kooperieren, der ähnliche Auffassungen von Genauigkeit, Sorgfalt und Verlässlichkeit besitzt wie man selbst. Dann natürlich ist auch das kommerzielle Übereinkommen zu beachten.

Der Gewinn von Sozialkapital

In der Praxis wird man im Laufe der Zeit – wir sprechen hier von Jahren – einen Grundstock von zuverlässigen Partnern zurechtgelegt haben, von denen man weiß, dass man sich auf die verlassen kann und auf die man bei Bedarf zurückkommen wird. In vielen Fällen werden sich aus den Zeiten gemeinsamer Arbeit an einem Projekt oder Gutachtensfall gute Bekanntschaften oder Freundschaften ergeben, die ein Leben lang andauern, auch wenn man fürderhin eher sporadisch miteinander zu tun hat. Ein solches persönliches Netzwerk besitzt einen sehr hohen latenten Wert, nicht zu Unrecht spricht man von Sozialkapital.

Vertrauen braucht Zeit, der Lohn dafür ist hoch

Man muss sich klar darüber werden, wodurch der erwähnte Wert eines Netzwerks zustande kommt: Die zentrale Voraussetzung für das Funktionieren eines Netzwerkes ist das Vorhandensein von Vertrauen. Vertrauen lässt sich bekanntlich nicht erzwingen, sondern muss erworben werden, durch gründliches Kennenlernen und ausführlichen Austausch, was bekanntlich Zeit benötigt. Wenn jemand einem neuen Partner Vertrauen schenkt, ist dies ein Schritt, der Mut und Zuversicht voraussetzt, was wiederum bedeutet, dass man der Beziehung zu ebendiesem Partner und seinem Potential hohen Wert zumisst.

Unkomplizierte gegenseitige Unterstützung

Wenn ein solches Netzwerk ausreichend Zeit hatte, sich zu festigen, ergibt sich ein weiterer Effekt, der allen Beteiligten nützt. Er besteht darin, dass man sich gegenseitig informell und unkompliziert aushilft. Das geschieht zumeist in der Form, dass man sich gegenseitig ohne weitere Verpflichtung und offen mit bestem Rat unterstützt, wie dies eben auch bei Freundschaften der Fall ist. In geschäftlichen Dingen hält man Vereinbarungen penibel ein. Bei Missverständnissen sucht man sofort Verständigung, in Projekten heraufziehende Probleme sieht man als gemeinsam zu lösende Herausforderung.

Vertrauen macht schnell und leichtläufig

Schließlich nicht zu unterschätzen ist der Gewinn an Geschwindigkeit in der praktischen Zusammenarbeit. Denn das aufgebaute Vertrauen hat für das Netzwerk die gleiche Funktion wie Öl für den Verbrennungsmotor: Es vermindert Reibungsverluste und macht die „Maschine“ leichtläufig. Im Netzwerk unterstützt man sich grundsätzlich gegenseitig, ohne sofort eine exakt gleiche Kompensation zu erwarten, man kann aber einen langfristigen Ausgleich von Geben und Nehmen erwarten. Wer jemals in den Genuss eines derartigen Netzwerks gekommen ist und seinen Wert schätzen gelernt hat, will es nicht mehr missen.

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