Das englische Wort „frame“ bedeutet Rahmen und das eingedeutschte Hauptwort „Framing“ könnte man mit Einrahmung übersetzen. Laut Wikipedia handelt es sich dabei um einen Begriff aus den Kommunikations-Wissenschaften mit unterschiedlichen Bedeutungen. Hier wird dieser Ausdruck im Sinne der Umrahmung einer Erklärung, Erzählung, Darstellung oder auch Präsentation verwendet. So stehen etwa Sachverständige sehr oft vor der Aufgabe, einer Gruppe von Menschen bestimmte Botschaften zu vermitteln. Wie und warum der Erfolg solcher Anlässe vom richtigen Framing abhängen kann, soll dieser Beitrag zeigen.
Die ständige und intensive Beschäftigung mit Gegebenheiten und Problemen des eigenen Fachgebiets hat zur Folge, dass Experten jeglicher Art sich so sehr in ihre Welt vergraben können, dass sie Gefahr laufen, ihren Blickwinkel nicht rechtzeitig zu verlassen, wenn aus einem gegebenen Anlass einmal eine völlig andere Sicht gefordert ist. Diese Darstellung hat nicht so sehr das Klischee des zerstreuten Professors im Auge, sondern zielt auf die oft unbewusste Missachtung der Bedürfnisse etwa einer Zuhörerschaft, die auf Kontakt oder gar Zusammenarbeit mit eben diesem Experten angewiesen ist.
Ein negatives Beispiel
Am Beispiel eines derart gepolten Sachverständigen lässt sich dieses Phänomen gut beobachten: Er hat sich über lange Zeit mit einem Thema beschäftigt, alle Erkenntnisse sorgfältig abgewogen, Für und Wider einzelner Überlegungen geprüft und ist letztlich zu einem gut fundierten Ergebnis gekommen. Jetzt hat er eine Botschaft weiterzugeben. Im Vordergrund seiner Ausführungen steht nun die Sache selbst, die er – wer könnte es ihm nach allen Anstrengungen verargen – mit lähmender Detailtreue und einer Fülle unerklärter Fachausdrücke über seine ihm immer weniger folgende Zuhörerschaft ergießt.
Zuhörer und Zuseher abholen
Ein negatives Extrem, gewiss, und den meisten Kollegen ist wohl klar, dass man das nicht so macht. Wie aber dann? Zwei wichtige Dinge hat der „Botschafter“ zu beachten: Erstens will der Zuhörer dort abgeholt werden, wo er gerade ist und zweitens muss die die Nachricht so gestaltet sein, dass sie ausreichende Aufmerksamkeit verdient und dadurch die erwünschte Wirkung erzielt. So können etwa durch vorbereitende Erklärungen oder Erläuterungen Interesse und Neugier der Zuhörer oder Zuseher geweckt und eine gewisse Spannung aufgebaut werden, die sie in der Folge zu den für sie wesentlichen Informationen geleiten.
Interesse, ja sogar Spannung aufbauen
Ein praktisches Beispiel anhand einer örtlichen Befundaufnahme. Der Sachverständige hat Erkundungen und Messungen durchzuführen, für die er ein kleines Team an Fachleuten mitgebracht hat. Er beginnt nicht sofort mit seiner Arbeit, sondern nimmt sich erst einmal Zeit und begrüßt die Anwesenden. Dann stellt er sich und seine Teammitglieder vor und erklärt ausführlich und leicht verständlich die beabsichtigten Tätigkeiten, nicht ohne dabei auf interessante Besonderheiten oder überraschende Details hinzuweisen. Abschließend widmet er sich mit Geduld allfälligen Fragen, mit besonderer Sorgfalt den kritischen.
Positive Auswirkungen
Was fällt auf? Obwohl noch keiner einen produktiven Handgriff getan hat, erfährt das Team die Aufmerksamkeit des ganzen Umfelds und es kann jetzt mit seinen Arbeiten vor Ort beginnen. Das wollen wir hier unter Framing verstehen: Die positive Ausrichtung und Einstimmung der Anwesenden auf die Tätigkeiten des Teams mit dem Ziel, dass sie ebendiese Tätigkeiten verständnisvoll und interessiert mittragen und wenn erforderlich sogar unterstützen. Was wäre das negative Gegenteil? Na zum Beispiel dasselbe Sachverständigenteam, das zwar korrekt und zielstrebig seine Arbeit tut, aber die Anwesenden kaum beachtet und schon gar nicht miteinbezieht.
Botschaften effektiv vermitteln
Das zuvor geschilderte positive Framing darf natürlich nicht dazu führen, dass die notwendige Distanz zu den Anwesenden – etwa Parteien eines Gerichtsstreits – aufgegeben wird. Ganz im Gegenteil können durch Framing Objektivität und Transparenz von unabhängigen Experten betont werden. Wie für die Rechtsprechung gilt auch für die Sachverständigentätigkeit als Aufgabe im Rahmen der Justiz der Grundsatz: „Not only must Justice be done; it must also be seen to be done.” Framing wird aber nicht nur im Umfeld der Justiz, sondern überall dort gute Dienste leisten, wo eine Botschaft nachhaltig vermittelt werden soll.