Sonnek

Lake

Wie schätzen Sie Ihre Fähigkeiten als Autofahrer ein, zählen Sie sich zu den durchschnittlichen, schlechteren oder besseren? Wer eine größere Anzahl von Autofahrern um ihre diesbezügliche Einschätzung fragt, würde vermutlich erstaunt feststellen, dass sich deutlich mehr als fünfzig Prozent zu den überdurchschnittlich guten Kraftfahrern zählen. Ein ähnlich gelagertes Antwortspektrum ergäbe sich mit Sicherheit auf folgende Frage an eine Elterngruppe: Wie schätzen Sie die Fähigkeiten ihrer Kinder ein? Wohl die überwältigende Mehrheit würde kundtun, dass ihre Kinder überdurchschnittlich begabt seien. Willkommen in Lake Wobegon …

… dem Dorf, in dem „alle Frauen stark, alle Männer gutaussehend und alle Kinder überdurchschnittlich“ sind. Diese fiktive kleine Ortschaft im Mittelwesten ist eine Schöpfung der Phantasie des amerikanischen Schriftstellers und Radiomoderators Garrison Keillor. In seinen über Jahrzehnte laufenden Radiosendungen, die von Millionen Menschen regelmäßig gehört wurden und später in vielen Büchern nahm er den Alltag der Menschen auf ironische, aber liebevolle Weise aufs Korn. Der Ort, in dem jeder jeden und dessen Eigenheiten kannte, hat sogar Eingang in die Wissenschaft gefunden.

Die Überdurchschnittlichkeitsfalle

Wikipedia, dem die meisten Informationen dieses Artikels entnommen sind, schreibt dazu: „Keillors Schilderung, nach der alle Kinder in Lake Wobegon überdurchschnittlich sind, war namensgebend für den Lake-Wobegon-Effekt, der in der Psychologie die Tatsache bezeichnet, dass die Mehrheit der Menschen bestimmte eigene Fähigkeiten für überdurchschnittlich hält, zum Beispiel als Manager, als Autofahrer und bei der Gesundheitsvorsorge. Es handelt sich dabei um eine selbstwertdienliche Verzerrung.“ Selbstwertdienliche Verzerrung – vor der ist offensichtlich Vorsicht geboten!

Zwischen Selbstüberhöhung und Selbstzweifel

Was heißt das für Experten? Erraten: Wohl auch die breite Mehrheit einer Gruppe von Experten würde sich zu überdurchschnittlichen Exemplaren ihrer Profession zählen. Nicht nach außen natürlich, aber im Selbstbild als Person, die sich bei ihrer Klientel in höchstem Ansehen wähnt. Das hat nichts mit Hochmut zu tun, sondern ist Folge schlichter Selbstüberhöhung, Auswirkung eben des Wobegon-Effekts. Paradoxerweise sind dabei viele zugleich eher selbstkritisch was die eigenen fachlichen Fähigkeiten betrifft und hegen mitunter Zweifel, ob sie wohl ausreichend Experten-Autorität besitzen.

Was gegen Selbsttäuschung zu tun ist

Dass berufliche Fehleinschätzungen infolge Selbsttäuschung unangenehme Folgen haben können, liegt auf der Hand und braucht hier nicht weiter diskutiert zu werden. Wichtig hingegen ist die Antwort auf die Frage, was dagegen getan werden kann. Ein Schlüssel liegt in guten Beziehungen im privaten und beruflichen Umfeld zu Menschen, die einem ehrliches Feedback geben darüber, wie sie uns wahrnehmen, was ihnen an uns gefällt und was verbesserungswürdig erscheint. Ein offenes Wort in Respekt ist der wichtige Anstoß, die Bereitschaft zu persönlicher Korrektur allerdings die entscheidende Voraussetzung zum Besserwerden.

Erfahrungen dazu? An Ihrer Meinung ist gmbh@sonnek.at sehr interessiert.

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