Bau- und Gebäudetechnik sind zwei Fachgebiete, für die das Bonmot „gut gemeint ist nicht unbedingt gut“ durchaus zutreffen kann. Und zwar dann, wenn Wohnobjekte und Anlagen hauptsächlich deshalb in technisch anspruchsvoller Art realisiert werden, weil Förderungen locken. Und wenn dann das Resultat mangelhaft ausfällt, weil entweder Planer oder Ausführende (oder gar beide) fachlich oder organisatorisch überfordert sind. Und fördernde Stellen weder ausreichend fachliche Kompetenz noch personelle Kapazität noch Interesse besitzen, um die Dinge kritisch prüfen zu können, die da so auf Baustellen ablaufen.
Schon gar nicht helfend mitwirken können üblicherweise die betroffenen Auftraggeber, meist die Bauherren, bei denen es sich – das zeigen Praxiserfahrungen – um die volle Bandbreite von privaten Einzelpersonen bis hin zu größeren Bauträgern wie etwa Genossenschaften handeln kann. Sie oder ihre Mieter sind dann die Leidtragenden, die sich mit den resultierenden Unzulänglichkeiten herumschlagen müssen, wobei letztere nicht zu selten Anlass dafür sind, die Mühlen der Justiz in Bewegung zu setzen. Dies deshalb, weil die den Pallawatsch verursachenden Planer oder Ausführenden mit einer Sanierung überfordert sind.
Erster Unsinn: Dass überhaupt gefördert wird.
Was führt zu dieser Misere? Es wäre zu einfach, den Verschuldensorden einer einzelnen Stelle umhängen zu wollen. Aber es beginnt eindeutig mit dem ersten Unsinn, technische Maßnahmen, die sich sonst nicht rechnen würden, aus politischen Gründen finanziell mehr oder weniger gezielt zu fördern. Vor allem natürlich aus Gründen des globalen Klimaschutzes und der CO2-Vermeidung, wobei jeder halbwegs Informierte längst weiß, dass diese löbliche aber kostspielige Fleißaufgabe der Europäer global gesehen wegen des ungebremsten Wachstums der Schwellenländer von vornherein schon zum Scheitern verurteilt sein muss.
Exkurs über Makroparasiten
Förderungen für energiesparende Maßnahmen sollen dem Endkunden, also Bauherrn oder Mieter, Nutzen bringen und seine Energiekosten senken. Natürlich sollen sie auch die Wirtschaft „ankurbeln“, allerdings profitieren nur bestimmte Teile davon. Der angesehene Energiewissenschaftler Vaclav Smil, Kanadier mit tschechischen Wurzeln, nennt übrigens alle Nutznießer solcher Förderungen – also auch und besonders Hersteller von innovativen Energieanlagen etwa in Wind- und Solarnutzung – schlichtweg „Makroparasiten“, weil sie auf Kosten der Mehrheit und mit Hilfe von Lobbys und NGOs ihre Agenda vorantreiben.
Zweiter Unsinn: Nachdenken darf nichts kosten
Aber zurück zum Thema: Der zweite Unsinn besteht darin, dass üblicherweise die Ausführung eines Vorhabens gestützt wird und in den seltensten Fällen die Planung (behaupte ich mal, weil ich ja den ganzen Förderdschungel nicht überblicke). Das heißt, das Bauen wird gefördert, das vorher nötige Nachdenken aber nicht. Dazu kommt noch, dass Planung hierzulande ohnehin möglichst nichts kosten soll, was etwa in der Haustechnik zu völlig ungenügenden Honoraren führt und so dem Planer wenig Aufwand erlaubt. Das Manko fällt bei Routineprojekten nicht so sehr ins Gewicht, bei anspruchsvollen Vorhaben kann es aber ins Desaster führen.
Dritter Unsinn: Fördern und Vergessen
Förderstellen sind im Regelfall überfordert, weil personell unterbesetzt und fachlich inkompetent, darüber hinaus zwangsläufig uninteressiert an der Materie, die ihnen qua irgendeiner politischen Entscheidung auf den Schreibtisch gelegt wurde. Nachkontrollen über Geldflüsse sind notwendig und werden auch gemacht. Aber über fachliche Richtigkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der ganzen geförderten Sache will man schon gar nichts mehr wissen. Warum auch? Ist ja keiner da, der sich auskennt und externe Experten kommen auch nicht zum Zug, denn die würden ja was kosten.
Vierter Unsinn: Suboptimales Ergebnis, Ärger und Frust
Aus unzureichend geplanten „innovativen“ Haustechnikanlagen in Verbindung mit gravierenden Baumängeln an „innovativen“ Gebäuden werden mitunter Lehrbeispiele und Gustostückerln für nachhaltige Probleme, die folgend reichlich Gesprächsstoff und gute Einkommensquellen für vielerlei Sachverständige liefern. Sanierungen verlaufen schleppend, sind vielleicht sogar unmöglich. Bei den Nutzern steigt ob anhaltender Unzufriedenheit der Ärger, langwierige Debatten führen zu keinen oder nur sehr teuren Ausweichlösungen. Und am Ende trifft man sich, wie schon erwähnt, bei Gericht.
Die beste Lösung: Verzicht auf Förderungen!
Man lasse die besten Lösungen am Markt reifen! Dem Endkunden soll höchstmöglicher wirtschaftlicher Nutzen geboten werden. Gesetzliche Vorschriften regeln das umweltbezogen Zulässige, Förderungen gibt es keine mehr, Makroparasiten wird der Boden entzogen, Behörden werden entlastet, eingesparte Mittel können anderswo sinnvoller eingesetzt werden. Die technische Entwicklung wird durch den Wettbewerb der Ideen beflügelt, der einzelne Bauherr, aber auch die gesamte Gesellschaft profitiert, und zwar nachhaltend: Keine Förderungen mehr, dafür insgesamt bessere Qualität!
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Anmerkung: Der Artikel ist bewusst und in voller Absicht etwas überspitzt formuliert. Ihre Anmerkungen dazu sind willkommen!