Sonnek

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Eine Anzahl von Ingenieurbüros hat zur Deckung von Haftpflichtansprüchen einen Gruppenvertrag abgeschlossen. Zunehmende Schadenshäufigkeit übersteigt allmählich das Prämienaufkommen, woraufhin das Versicherungsunternehmen für künftige Vertragsverlängerungen drastische Beitragserhöhungen in Aussicht stellt. Als einzige Alternative dazu bietet sich die gänzliche Auflösung des Vertragsverhältnisses an. Zu den Spannungen zwischen Büros und Versicherer kommt noch ein gewisser interner Grimm, weil man weiß, dass die teuren Schadensfälle regelmäßig wenigen „schwarzen Schafen“ zuzuordnen sind. Was tun?

Die Ingenieure wären natürlich keine solchen, hätten sie keine eigenen Vorstellungen, wie man aus der doch unliebsamen Situation unbeschadet herauskommen könnte. Da wird zum einen die Sachlage dadurch etwas entschärft gesehen, dass sich der europaweite Versicherungsmarkt wegen des Auftretens von neuen Spielern verbreitert habe, woraus sich neue potentielle Partner ergeben könnten. Und zum anderen dürfe man wohl davon ausgehen oder zumindest darauf hoffen, dass beim angekündigten Neuverhandeln mit dem angestammten und langjährigen Partner nicht so heiß gegessen werde wie gekocht.

Wie Qualität sichern ohne sie zu definieren?

Und tja, im Zusammenhang mit den unangenehmen Schäden sei die Frage nach Maßnahmen zur Qualitätssicherung angebracht – hilfreiche Ideen und Beiträge in diese Richtung wären jederzeit willkommen. Wozu noch ergänzend zu bemerken wäre, dass die Gruppe den Anspruch auf die hohe Güte ihrer Leistungen durch Beifügung des Begriffes Qualität zu ihren Standesinsignien dokumentiert. Genannter Begriff findet sich daher einprägsam auch auf allen unters Volk gebrachten Werbeartikeln der Berufsvertretung. Qualität also. Wobei aber vermutlich keiner so genau weiß, was darunter konkret zu verstehen sein soll. Oder welche Maßnahmen für eine Qualitätssicherung zielführend sein könnten. Gar nicht zu reden davon, dass man sich bereits mit zeitgemäßen Erkenntnissen über das Wesen und die Qualitätsbewertung von Dienstleistungen auseinandergesetzt hätte.

Wer hat überhaupt Interesse an Qualitätssicherung?

Trotz aller Unwissenheit und Unsicherheit müssten Versicherer und Versicherte gemeinsam Interesse daran haben, dass Qualitätssicherung betrieben wird. Zumindest dann, wenn man voraussetzt, dass dadurch Fehler und damit Folgeschäden verhindert werden könnten. Aber ist das so? Versicherer haben dieses Interesse offensichtlich nicht. Denn wenn dem so wäre, müssten sie entweder jenen Ingenieurbüros Prämienerleichterungen gewähren, die wirkungsvolle Qualitätssicherungsmaßnahmen einführen, sie aufrechterhalten und dies auch nachweisen können. Oder Versicherer müssten – wie dies in anderen Ländern durchaus der Fall ist – den Ingenieurbüros vorgeben, welche Maßnahmen zur Qualitätssicherung sie zu treffen haben, damit sie überhaupt in den Genuss einer Versicherungsdeckung kommen können.

Qualitätssicherung verlangt nach einem System

Die versicherten Ingenieurbüros haben zumindest mehrheitlich offenbar auch kein Interesse an Qualitätssicherung. Denn sonst wäre letztere nicht wiederkehrendes Thema in Debatten den Berufsstand betreffend. Wohl ist anzunehmen, dass die meisten Büros bewusst oder unbewusst gewisse Mindeststandards setzen, unter denen kein Arbeitsergebnis das Haus verlassen darf. Aber wohl die wenigsten werden Qualitätssicherung über schriftlich fixierte Regeln oder Prozeduren verfolgen. Die sind aber notwendig, beginnt Qualitätssicherung doch mit einem durchdachten und zusammenhängenden System von Festlegungen und Abläufen, das in der Praxis durchgehend zu beachten ist. Was aber wiederum nur gelingt mit strikter Disziplin.

Mehr noch: Qualitätsmanagement ist gefragt

Aus langjähriger Praxis heraus kann man guten Gewissens sagen, dass all die vorhin genannten Anforderungen nur über ein Qualitätsmagementsystem erreicht werden können, das bedarfsgerecht entwickelt und schrittweise eingeführt, dann zertifiziert und in der Folge von externer Seite in regelmäßigen Abständen auf seine Wirksamkeit kontrolliert wird. Hier sei deutlich angemerkt: Systeme – und seien diese noch so durchdacht und vielleicht auch bürointern gut akzeptiert – die nicht von außen überwacht werden, „versanden“ erfahrungsgemäß allmählich und verlieren damit ihren positiven Einfluss auf die Leistungen des Ingenieurbüros.

Es geht nicht ohne zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem

Die Zeit des unverbindlichen Wiederkäuens nebuloser Forderungen zu Qualitätssicherung sollte vorbei sein. Auch wenn es sich noch so unbequem anlässt: Ingenieurbüros müssen endlich einsehen, dass es in Zukunft ohne zertifiziertes und in der Praxis gelebtes Qualitäts-Management nicht mehr gehen wird, will man im Hinblick auf Qualität in einer zeitgemäßen Liga mitspielen. Alles, was unter diesem Anspruch liegt, verdient es nicht, als Streben nach besserer Qualität ernst genommen zu werden. Natürlich wird man akzeptieren, dass jemand nicht mit dabei sein und eher einer unteren Spielklasse angehören will. Nur soll man das dann auch den Kollegen und den Kunden gegenüber auch klar deklarieren.

Was ist Aufgabe der Standesvertretung?

Sie muss ihren Mitgliedern reinen Wein einschenken und ihnen klarmachen, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Dass Qualitätsansprüche sich nicht in bloßem Gerede und in Absichtserklärungen erschöpfen dürfen, sondern nach konkreten Maßnahmen verlangen. Dass diese Maßnahmen Geld, Zeit und Mühe kosten werden, aber unerlässlich sind. Dass man – so Interesse besteht – gemeinsam nach den bestmöglichen Hilfen, Mustern und Modellen suchen werde. Dass man eine Qualitätsoffensive starten wolle. Dass man sich dafür einsetzen werde, dass Ingenieurbüros, die nachgewiesen funktionierende Modelle des Qualitäts-Managements betreiben, weniger Versicherungsprämie berappen müssen. Vor allem aber, dass man umdenken müsse, von einer passiven, reaktiven Versicherung gegen Qualitätsmängel zu einer proaktiven Sicherung der Qualität aller angebotenen Leistungen.

Fazit

Noch einmal: Man wird etwas tun müssen, denn von nix kommt nix. So werden viele Ingenieurbüros – allen voran die Verursacher von Schäden – ihre bisher gepflegte latente Abneigung gegen wirkungsvolle und systematische Qualitätssicherung kritisch zu prüfen haben. Denn auch ohne dass die Art der bisher verursachten Schäden bekannt ist, kann davon ausgegangen werden, dass jedem einzelnen Schadensfall ein Verstoß gegen Regeln oder Prinzipien des Qualitätsmanagements zugrundeliegt. Das zeigen Erfahrungen aus Begutachtungsaufträgen für Versicherungen und Gerichte sehr deutlich.

Abschließend noch zwei nur scheinbar widersprüchliche Zitate, die als qualitätsbezogene Leitlinien des Berufsstandes dienen mögen:

„Qualität ist niemals Zufall. Sie ist immer das Ergebnis intelligenten Bemühens.“ (John Ruskin, 1819-1900, englischer Sozialphilosoph) – Wie schon gesagt, von nix kommt nix! Qualität muss in allen Bereichen eines Ingenieurbüros angestrebt werden. Das ist eine Daueraufgabe.

„Qualität ist keine Handlung, sondern eine Haltung.“ (Aristoteles) – Man muss Qualität definitiv und kompromisslos wollen, das beginnt mit der positiven und aktiven Einstellung der Geschäftsführung eines Ingenieurbüros zu diesem gewichtigen Thema!

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