Sonnek

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Die Aufgabe eines Sachverständigen besteht darin, Fragen seines Auftraggebers nach bestem Wissen und Gewissen und mit aller gebotenen Sorgfalt zu beantworten. Der Weg zu dieser Antwort ist oft weit und verschlungen, erst im Blick zurück lassen sich unnötige Umwege, falsche Abzweigungen samt Umkehr oder zu schnell befahrene Abschnitte erkennen. Letzterer Fehler des „Schnellfahrens“ kann ähnlich wie im Straßenverkehr teuer kommen, was man erst später bemerkt, wenn das Strafmandat ins Haus flattert. Im Zusammenhang mit der Abwicklung des Gutachtensauftrages kann es aber besonders gefährlich werden.

Worum geht es? Zum besseren Verständnis müssen wir uns einige wichtige Dinge in Erinnerung rufen. Erstens ist es Aufgabe des Sachverständigen, die materielle Wahrheit eines Sachverhalts herauszufinden. Zweitens muss das, was sie herausfinden und letztlich als Resultat ihres Bemühens präsentieren, für den Laien schlüssig und nachvollziehbar sein. Und drittens muss es allen Prüfungen durch Fachkollegen standhalten.

Erstens: Es geht um Tatsachen

Materielle Wahrheit kann nur auf Evidenz aufbauen, also auf offensichtlichen und eindeutig belegbaren Tatsachen und schließt daher die Stützung auf Vermutungen von vornherein dezidiert aus. Vermutungen kann man zwar äußern, aber keinesfalls dürfen sie Bestandteile einer nachvollziehbaren Beweiskette sein, auf der letztlich das Gutachtensergebnis fußen muss. Vorsicht ist insbesondere dann geboten, wenn im Verlauf einer Gutachtenserstellung Tatsachen auftreten, die nicht in die bis dato existierenden Zusammenhänge passen wollen. Dann gilt es klarerweise, den neuen Erkenntnissen entsprechend weiterzuarbeiten.

Zweitens: Der Laie braucht Schlüssigkeit

Schlüssigkeit eines Gutachtens ist dann gegeben, wenn ein Laie das Gutachten lesen und verstehen kann und auch in der Lage ist, die Gedankengänge des Sachverständigen nachzuvollziehen. Der Laie könnte höchstwahrscheinlich den Unterschied zwischen Fakten und Vermutungen nicht oder zumindest nicht sofort erkennen. Umso mehr ist der Gutachter verpflichtet, den gutgläubigen Leser nicht über eingeflochtene und als Tatsachen getarnte Vermutungen hinters Licht zu führen. Auch der Laie hat ein Recht auf die ungeschminkte Wahrheit.

Drittens: Der Fachmann muss prüfen können

Das Gutachten muss allen Nachprüfungen durch andere Fachkundige standhalten. Das ist nur möglich, wenn das Gutachten auf nachvollziehbaren und nachprüfbaren Fakten beruht. Wer sich als Sachverständiger auf Vermutungen verlässt handelt nicht nur fahrlässig, sondern riskiert, dass das ganze Gutachtensergebnis samt Schlussfolgerungen auf wackligen oder gar falschen Beinen steht und sich im schlechtesten Fall als wertlos erweisen kann. Die Situation, dass vorschnelle und zu wenig gesicherte Schlüsse ein Gutachten zum Scheitern bringen, ist einer der häufigsten Gründe für das Scheitern von Gutachtern.

Wie man Schnellfahren vermeidet

Zum Schnellfahrer wird man sehr oft unbeabsichtigt dann, wenn Verkehrszeichen nicht rechtzeitig wahrgenommen werden oder wenn man die Geschwindigkeit der Fortbewegung unterschätzt. Ein oftmaliger Blick auf den Tacho oder ein richtig aktivierter Tempomat können hilfreich sein, Probleme zu vermeiden. Beim Verfassen von Gutachten ist der ständige wachsame und selbstkritische Kontrollblick auf wahrgenommene Sachverhalte wichtig. Menschen unterliegen mitunter Täuschungen, auch der noch so penible Sachverständige sollte sich dessen bewusst sein.

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