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Rost

Der Fortschritt der Technik hatte zur Folge, dass in der Haustechnik in den letzten Jahrzehnten eine Fülle von neuen Werkstoffen auf den Markt gekommen ist. Jeder hat naturgemäß seine Vor- und Nachteile und die Hersteller weisen in ihren technischen Datenblättern auf diese auch ausführlich hin. Leider werden solche Vorgaben oft zu wenig oder gar nicht beachtet. Ein wiederkehrendes Thema ist beispielsweise, dass in manchen Fällen zwar der Korrosionsvermeidung der Rohrinnenseite gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird, nicht jedoch der Korrosionsgefahr an der Außenseite von Rohrleitungen.

Immer wiederkehrend sind Probleme mit Heizungs- oder auch Klima-Kaltwasserleitungen aus galvanisch verzinkten Stahlrohren, sogenannten C-Stahl-Rohren. Was bei deren Anwendung zu wenig beachtet wird ist, dass derlei Leitungen empfindlich sind gegen längerdauernde äußere Einwirkung von Feuchtigkeit. Ist letzteres der Fall, beginnt sich die sehr dünne Zinkschicht aufzulösen und legt damit den Stahl frei, der zu rosten beginnt, wodurch es in der Folge zu Lochbildung und damit zu Undichtheit kommen kann. In welchem Zusammenhang das geschehen kann, sei an Praxisbeispielen erläutert.

Heizungsleitungen

Fall 1: Feuchtigkeit durch Witterungseinflüsse während der Bauzeit

An einem eben fertiggestellten Bürogebäude kommt es zu massiven Rohrbrüchen in einem Bodenkanal. Das mit Korrosionsschutz versehene Heizungswasser tritt nahe der Außenwand aus und verunziert die nagelneue Fassade. Als Ursache kann festgestellt werden, dass es während der Errichtung des Gebäudes zu einer Zeit, als die Leitungen bereits verlegt waren, witterungsbedingt zu massivem Eintrag von Feuchte durch Regen oder Schnee in besagten Bodenkanal gekommen ist.

Trotz Trocknungsmaßnahmen war die Restfeuchte ausreichend, um im Laufe von ein bis zwei Jahren die Zinkschicht zu zerstören und ein massives Leck zu verursachen. Im Zuge der Suche nach diesem Leck wurden auch mehrere andere Stellen entdeckt, an denen bereits massive Korrosion bestand und sich weitere Undichtheiten abzeichneten. Das Installationsunternehmen, das sich noch in Gewährleistung befand, traf umgehend die einzig richtige Entscheidung: Sämtliche im Bodenkanal verlaufenden Leitungen wurden stillgelegt und für die Versorgung der betroffenen Heizkörper wurde ein neues – diesmal freiliegendes – Leitungsnetz installiert.

Anzumerken ist in diesem Fall, dass der Hersteller in seinen technischen Unterlagen genau davor gewarnt hat, dass an C-Stahl-Rohren durch Feuchtigkeitseintragung, bedingt etwa durch bauliche Gegebenheiten oder durch Lecks aus anderen wasserführenden Leitungen Korrosion auftreten könnte. Empfohlen wurde daher ausdrücklich, für derartige Fälle von entsprechenden Unsicherheiten andere, korrosionsunempfindliche Leitungswerkstoffe desselben Herstellers zu wählen.

Fall 2: Feuchtigkeit durch Leckagen aus anderen wasserführenden Leitungen

In einem Bürogebäude war es plötzlich zu Undichtheiten an den im Erdgeschoß-Fußboden verlegten Heizungsrohren gekommen. Durch Such- und Prüfbohrungen wurde festgestellt, dass die gesamte Bodenkonstruktion des nicht unterkellerten Bereichs auf mehreren hundert Quadratmetern durchfeuchtet war und demnach die Gefahr weiterer Rohrbrüche bestand. Als Ursache für die Feuchtigkeit konnte eruiert werden, dass wenige Monate zuvor das Abflussrohr einer Sanitärgruppe im Zuge von Umbauarbeiten angebohrt worden war. Das schadhafte Abflussrohr war zwar getauscht worden, jedoch hatte man nicht an die Austrocknung der Bodenkonstruktion gedacht.

Auch in diesem Fall musste die gesamte C-Stahl-Verrohrung im Boden stillgelegt werden und die Heizkörper waren wiederum über freiliegende Leitungen neu anzuschließen. Abschließend zu erwähnen ist, dass auch in diesem Fall die Empfehlungen und Warnhinweise des Herstellers vom Planer oder Installateur nicht berücksichtigt worden waren.

Leitungen für Klima-Kaltwasser

Fall 3: Feuchtigkeit durch undichte Kälteisolierung

Die Büros im Betriebsgebäude eines Unternehmens mit einer sehr hohen Dichte an Informationstechnologie wurden über Deckenlüfter gekühlt. Letztere waren an ein Klima-Kaltwassernetz angebunden, das zentral von einer Kältemaschine versorgt wurde. Im Zuge einer Erweiterung der Raumkühlung wurde an einer Stelle die Isolierung aufgeschnitten. Mit einer deutlich negativen Überraschung: Aus der Isolierung trat eine große Menge bräunlich gefärbten Wassers aus.

Was war geschehen? Klima-Kaltwasserleitungen müssen eine Isolierung aufweisen, die luftdicht sein muss, um die Bildung von Kondenswasser zu vermeiden. Im gegenständlichen Fall war die Leitung zwar weitgehend luftdicht verklebt, an einigen Armaturen im Leitungsverlauf war jedoch der Zutritt von Luft möglich. Damit konnte auch Luftfeuchtigkeit in den Raum zwischen Dämmung und Rohrwand gelangen, mit der Folgewirkung, dass sich eine gehörige Menge Kondensat bildete, die wiederum die galvanische Verzinkung des Rohres ablöste und den Rohrwerkstoff großflächig korrodierte.

Glücklicherweise war es noch nicht zu einem Leck gekommen, dennoch musste das gesamte Rohrleitungsnetz gegen ein solches aus Kunststoff ausgetauscht werden. Hätte man auch hier rechtzeitig auf die Warnungen des Herstellers geachtet, hätten sich Planer, Installateur und der Eigentümer des Objekts eine Menge Ärger und Kosten erspart.

Fazit

Die genannten Schäden sind allesamt bedauerlich und im Nachhinein ist man natürlich immer klüger und hat leicht reden. Dennoch lässt sich aus den genannten Beispielen eine wichtige Erkenntnis ziehen: Selbst die neuesten und besten Techniken haben ihre Einsatzgrenzen und Hersteller weisen auf diese auch nachdrücklich hin. Ein erfolgreicher Einsatz in der Praxis setzt aber voraus, dass Planer und Installateure diese Grenzen auch gebührend zur Kenntnis nehmen und sorgfältig beachten.

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