Jahresanfänge bieten eine gute Gelegenheit, Ereignisse des vergangenen Jahrs Revue passieren zu lassen und daraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Für die Betrachtung wird man sich natürlich in erster Linie das eigene Erleben vornehmen. Aber auch Erfahrungen von Kollegen, Seminarteilnehmern und Bekannten bieten oftmals ein lohnendes Reservoir von Impulsen und Anregungen. Letztlich geht es bei solchen Bestandsaufnahmen und Neuausrichtungen darum, aus Positivem und Negativem zu lernen und die eigene Person und die Tätigkeit im Dienste von Kunden und Klienten zu verbessern. Dazu zehn Vorschläge.
1. „Do what you do best …
… and give away the rest.“ Ziel eines Sachverständigen muss es sein, nur jene Arbeiten anzunehmen, die im Zentrum der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten liegen. Dazu gehört auch eine klare Entscheidung, welche Art Aufträge man künftighin nicht mehr ausführen will.
2. Gute Leistung hat ihren Preis
Es ist ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft, nur jene Aufträge anzunehmen, die leistungsgerecht bezahlt werden. Zu billige „Prestigeaufträge“ rechnen sich erfahrungsgemäß nie. Es gilt, den Wert der Leistung zu steigern, und dieser Wert liegt in den Augen des Kunden.
3. Keinem Zeitdruck nachgeben
Gute Leistung hat nicht nur ihren Preis, sondern benötigt auch ausreichend Zeit. Erzwungene „Schnellschüsse“ von Gutachten ohne Reifungs- und Überarbeitungsmöglichkeit erhöhen unnötig die Wahrscheinlichkeit von Fehlern und damit das Haftungsrisiko.
4. Persönliche Netzwerke ausbauen
Wer sich auf eigene Stärken konzentriert, darf seine „Schwächen“ – gemeint sind jene Bereiche, die an Kernkompetenzen angrenzen – nicht unbeachtet lassen. Er benötigt Kooperationspartner, denen er vertrauen kann und die diese Bereiche erfolgreich abzudecken vermögen.
5. Das Rad nicht immer neu erfinden
Sachverständigentätigkeit bei Gericht ist Handwerk – oder eher Kopfwerk – in bestem Sinn, gleicht doch kein Fall gleicht einem anderen. Dennoch lassen sich auf einfache Weise Standards und Systeme entwickeln, die die Arbeit erleichtern und zudem die Qualität steigern.
6. Den Horizont erweitern
Regelmäßige Fortbildung auf dem Kerngebiet ist Pflicht, Weiterbildung im Sinn der Aneignung weiterer Fähigkeiten empfehlenswert. Darüber hinaus sollten Treffen mit interessante Menschen, anregende Veranstaltungen und herausfordernde Studienreisen auf dem Plan stehen.
7. Mehr über Kunden lernen
Ob Qualität geliefert worden ist oder nicht, bestimmt auch beim Sachverständigen der Auftraggeber oder Kunde. Dass seine objektivierbaren Forderungen beachtet werden müssen ist klar. Genauso wichtig aber schwieriger ist das Erkunden seiner subjektiven Erwartungen.
8. Misserfolge nüchtern sehen
Erwartungen erfüllen sich nicht immer und Pläne gelingen nicht immer im erhofften Ausmaß. Auch Fehler passieren, nobody is perfect. Alles kein Grund zu Verzagtheit, sondern Anlass zu nüchterner Analyse, zum Lernen und zum mutigen Neustart.
9. Schwachen helfen
Es gibt Leute, die Hilfe eines Sachverständigen benötigen, sich diese Hilfe aber nicht leisten können. Für einen oder zwei solcher Härtefälle im Jahr sollte man sich kostenlos Zeit nehmen, zumindest dann, wenn sie vergleichsweise wenig Aufwand erfordern, aber viel helfen können.
10. Eine optimistische Lebenseinstellung bewahren
Sieht man auf ein Jahr gelungenen – manchmal harten – Schaffens und in Folge auf gute Ergebnisse zurück, trübt sich die Stimmung angesichts des überbordenden staatlichen Steuerhungers. Auch davon darf man sich einen optimistischen Vorausblick nicht nehmen lassen!