Für einen Freiberufler ist es eine schlichte Überlebensfrage, dass er ausreichend produktiv agiert. Dass dazu disziplinierte Arbeit erforderlich ist, scheint klar. Allerdings ist ein noch so engagierter Arbeitseinsatz für sich gesehen erst dann sinnvoll, wenn dadurch „Produkte“ entstehen, die für einen Auftraggeber handfesten Wert besitzen, der finanziell honoriert wird. Wobei wir hier die Ergebnisse von Dienstleistungen im Auge haben wie etwa Planungen, Konzepte, Gutachten, Berichte etc. Welche Faktoren erhöhen persönliche Produktivität? Eine sehr subjektive Spurensuche im persönlichen Erfahrungsschatz.
Die Darstellung der hier genannten Faktoren und Aspekte stellt keine Prioritätenreihung dar, auch erhebt die Liste keinerlei Ansprüche auf Vollständigkeit und wahrscheinlich wird nicht jeder Punkt für jeden Bedeutung haben.
Interesse
Mag banal klingen: wenn ich mir Aufgaben oder Aufträge aussuche, die mir fachlich oder von der Persönlichkeits- und Begabungsstruktur besonders liegen, werde ich wegen des gesteigerten Interesses und Engagements von Haus aus zielgerichteter, schneller und effizienter arbeiten. Unbeliebte Tätigkeiten kann ich an jene Partner übergeben, die sie mit Freude machen.
Konzentration
Multitasking beherrsche ich nicht oder nur in sehr geringem Ausmaß. Die Konzentration auf eine einzige Arbeit bis zu deren Abschluss und dann erst Beginn der neuen Arbeit scheint der beste Weg zu guter Produktivität zu sein. Im Büroalltag ist das allerdings oft schwierig zu realisieren und das Dranbleiben kann eine gewisse Hartnäckigkeit erfordern.
Zeiträume, Zeitlimits
Arbeit hat ja die Gewohnheit, den zur Verfügung stehenden Zeitraum quasi automatisch auszufüllen. Unter einem straffen Zeitkonzept arbeite ich rascher und stärker zielgerichtet. Zu stark darf der Zeitdruck aber auch wieder nicht sein, um unnötige Paniksituationen zu vermeiden.
Kairos-Momente nutzen
Wir alle kennen die Augenblicke, in denen sich tiefe Einsichten auftun, die uns in einer Tätigkeit rasch weiterbringen können. Ich habe allmählich gelernt, in solchen Momenten unverzüglich alles andere liegen und stehen zu lassen und Erkenntnisblitze spontan schriftlich festzuhalten. Auch hier kann eine Art sanfter Ellbogen-Einsatz erforderlich sein, um das Umfeld auf die Situation einzustellen.
Planung
„Who fails to plan, plans to fail“ heißt es. Vorbereitung von Tätigkeiten und Einpassen derselben in den Tagesablauf kann enorm viel Zeit in der Durchführung sparen. Dazu gehört vielleicht auch die Festlegung und Unterscheidung von Bürotagen und Tagen für Außer-Haus-Termine.
Durchsetzung
Ein gewisses Durchsetzungsvermögen gegenüber den Ansprüchen unseres Arbeitsumfelds ist natürlich immer notwendig. Oscar Wilde glaub‘ ich war es, der gemeint hat, dass vernünftige Menschen sich ihrer Umwelt anpassen, unvernünftige aber versuchen, ihre Umwelt an sich anzupassen, weshalb aller Fortschritt den Unvernünftigen zu verdanken sei.
Störungsfreiheit
Durch bewusste Wahl einer vielleicht dazu noch inspirierenden Umgebung außerhalb und etwas entfernt vom Büro lassen sich ungeahnte Arbeitspensa erledigen, insbesondere dann, wenn Kreativität gefragt ist. Der Zeitraum für die Verfassung eines längeren Artikels, der sich beim Schreiben so nebenbei auf eine Woche hinzieht, lässt sich so auf zwei Stunden verkürzen. Das mit besserer Qualität des Ergebnisses noch dazu.
Frustrationstoleranz
Computerabsturz und ein halber Tag Arbeit weg, weil die automatische Sicherung als zu nervig empfunden wurde und daher deaktviert war, darf nicht in Resignation münden. Rasch nochmals von vorn beginnen, weil die Erinnerung noch frisch ist. Die neue Fassung ist in einem Bruchteil der Zeit geschrieben und vielleicht sogar noch besser als die ursprüngliche.
Soweit mal aus meiner Sicht ein paar Anregungen, die uns zu produktiven Höhenflügen verhelfen sollten.
Sie haben Ihre Erfahrungen zum Thema Produktivität, lassen Sie uns daran teilhaben, schreiben Sie mir, Ihre Anmerkungen sind willkommen!