Dipl.-Ing. Reinhold J. H. Steinberger …
… ist Sachverständiger für mehrere Fachgebiete der Elektrotechnik und der Informationstechnologie mit einem besonderen Schwerpunkt in der Klimamesstechnik. Aus seinem breiten Fachwissen heraus und in Verbindung mit vielfältigen Erfahrungen kann er auf unterschiedlichste Anforderungen eines weiten Kundenkreises eingehen. Ein Beispiel sind reale Bilder mit Thermografieaufnahmen überblendet, deren hoher Erklärungsgehalt sie auch für Laien leicht verständlich macht.
Selbst wenn man davon ausgeht, dass der berufliche Hintergrund von Dipl.-Ing. Reinhold Steinberger breit gefächert ist und auch die Klimamesstechnik umfasst, ist diese Methode der Aufbereitung von Thermografieaufnahmen nicht alltäglich. Also wieder ein Anlass für ein kurzes Interview.
Wozu macht man diese „Hybridbilder“?
Damit man rasch und unmissverständlich erkennt, wo genau sich zum Beispiel Wärmebrücken befinden. Die Bilder erlauben eine eindeutige räumliche Zuordnung von thermischen Gegebenheiten wie etwa Wärmeverlusten. Mit diesem „Overlay“ ist etwa in einem Gerichtsfall genau ersichtlich, wo ein Schaden vorliegen kann oder auch eine unzureichende Bauausführung gegeben ist. Die im Thermobild verwendeten Falschfarben geben die Oberflächentemperatur an, aufsteigend von dunkelblau für kalt bis hellrot für warm.
Wo wird diese Technik hauptsächlich eingesetzt?
Dafür existiert ein breites Spektrum. Angefangen von der Elektrotechnik/Elektronik, wo man feststellen kann, ob und welche Bauteile genau überhitzt sind, über den Maschinenbau, wo einzelne Elemente, Lager, Motoren etc. auf zulässige Betriebstemperaturen untersucht werden bis hin in die vielfältigen Gewerke der Haustechnik. Natürlich liegt ein Schwerpunkt wie schon angesprochen auch bei der Bauausführung von Gebäuden der unterschiedlichsten Art. Auch die Feststellung von Undichtheiten in der Gebäudehülle ist ein Thema, meist in Verbindung mit Blower-Door-Tests.
Welche Gerichtsfälle waren in dieser Hinsicht relevant?
Hier ist die Bautechnik etwas im Vordergrund. Was sehr oft vorkommt, sind Probleme beim Fenstereinbau, Stichwort Rollläden, aber auch Fensterbänke scheinen oft Probleme zu machen. Dann natürlich auskragende Bauteile aller Art, Balkone und dergleichen. Des Öfteren kann mangelnde oder gar fehlende Wärmedämmung nachgewiesen werden. Selbst bei Passivhäusern treten Probleme auf, wenn etwa Dichtfolien Löcher aufweisen oder schlicht vergessen worden waren und es in Folge in der kalten Jahreszeit zu beträchtlicher Bildung von Kondenswasser kommt. Ganz zu schweigen natürlich von Schimmelbildung, die immer wieder Thema ist.
Kann man diese Hybridbildtechnik auch in der Haustechnik einsetzen?
Ja, hier gibt es besonders schöne Beispiele. Etwa bei Fußboden- oder Wandheizungen lässt sich im Nachhinein der Rohrverlauf sehr leicht eruieren, nicht nur zum nachträglichen Nachweis der ordnungsgemäßen Funktion, sondern auch für ganz banale Anlässe: ein Hausherr möchte ein Bild aufhängen und sichergehen, dass er die Verrohrung nicht beschädigt, oder aber jemand möchte einen Türstopper montieren. Am schönsten sieht man die Rohrführung übrigens während des Aufheizvorganges am kalten Boden. Aber natürlich kann man auch Heizkörper aller Art dahingehend untersuchen, ob sie ausreichend Wärme abgeben oder ob sie gleichmäßíg durchströmt werden. Auch ganz andere Anwendungen kommen vor, so in der Lüftungstechnik die Messung von Temperaturverteilungen an Wärmetauschern.
Gibt es auch Einsatzmöglichkeiten in der erneuerbaren Energie?
Abgesehen von den üblichen Anwendungen in der Haustechnik bei thermischen Solaranlagen, wo etwa relativ rasch die Durchströmung von Bauteilen überprüft werden kann oder die ordnungsgemäße Ausführung der Wärmedämmung von Behältern, werden PV-Anlagen zunehmend ein Thema: Kurzschlüsse sind leicht feststellbar an den unterschiedlich temperierten Stellen. Auch Ausfälle einzelner Paneele in größeren Kollektorfeldern lassen sich so rasch erkennen.
Welche Geräte werden zur Thermografie eingesetzt?
Will man genaue, zuverlässige und vor allem brauchbare Ergebnisse, dann kommt man um den Einsatz hochqualitativer Geräte nicht herum, die natürlich ihren Preis haben, aber im Endeffekt nicht mit billigen „Handpistolen“ vergleichbar sind. Aber auch der Umgang mit dem Gerät und die richtige Verwendung sind wichtig, da die Abstrahlung verschiedener Oberflächen und Materialien stark abweichende Charakteristiken aufweisen können. Kurz gesagt setzt der erfolgreiche Umgang mit dieser Temperaturmesstechnik Einiges an Erfahrung voraus.
Welche künftigen Entwicklungen sind zu erwarten?
Ein Trend wird sich sicher verstärken, nämlich der der Echtzeit-Thermografie, die etwa zur Überwachung und Überprüfung von Anlagen und dergleichen eingesetzt werden kann. Schnelle Aufzeichnungen und sofortige Auswertung der Daten spielen eine immer größere Rolle in vielen Anwendungsbereichen.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Gern geschehen. Noch ein Hinweis: Unter www.xpertsquest.com finden sich zahlreiche Beispiele und Erklärungen für die besprochenen Thermo- und Normalbildaufnahmen in einigen von vielen Anwendungen.