Sonnek

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Da sitzen wir seit geraumer Zeit in einem Vortrag über die Energiezukunft. Ein vom Redner gebrauchter Fachbegriff ist der Mehrheit der Zuhörer neu und wird auch nicht weiter erklärt. Ein großer Teil der Anwesenden verliert den Anschluss, die folgenden Ausführungen bleiben weitgehend rätselhaft. Endlich hat jemand den Mut, sich zu melden und fragt nach, siehe oben. Der Vortragende ist zwar kurz peinlich berührt, erklärt aber danach ausführlich, worum es geht. Aufatmen in der Zuhörerschaft, die dem Vortrag wieder folgen kann. Zwei Dinge fallen an der Geschichte auf …

… nämlich beim Vortragenden ein Zuviel-Voraussetzen und bei den Zuhörern eine unterentwickelte Fragekultur: Denn ein Vortragender sollte seine Zuhörerschaft in Bezug auf Vorwissen richtig einschätzen können und dort abholen, wo sie ist. Ein Zuhörer soll sich soweit angesprochen und mit dem Vortragenden vertraut fühlen, dass er Verständnisprobleme unverzüglich artikulieren kann. Es kommt auf die richtige Haltung des Gestalters an, das ist im Regelfall der Initiator, Veranstalter oder Vortragende.

Haltung 1: Wer fragt, ist dumm

Ich selbst bin noch in einer Zeit aufgewachsen, in der der Volks- und Mittelschulunterricht fast ausschließlich frontal gehalten worden sind. Das war nicht schlecht, denn Lesen, Schreiben und Rechnen hat man uns gründlich beigebracht, was ja heute nicht mehr selbstverständlich sein soll. Aber wer nicht sofort kapierte, war benachteiligt, denn wer es wagte, um eine nochmalige Erklärung nachzufragen, wurde mit obrigkeitsartiger Unduldsamkeit mehr oder weniger als Dummerchen hingestellt mit gar nicht so seltener Auskunft: Frag den Nachbarn in der Pause. Aber der hatte es womöglich auch nicht kapiert. Und so ähnlich verhält es sich aus meiner Sicht leider auch heute noch bei etlichen Anlässen wie Vorträgen, Präsentationen, Schulungen, Besprechungen etc.

Haltung 2: Wer nicht fragt, ist dumm

Das Gegenteil habe ich insbesondere im angelsächsischen Raum wiederholt erlebt: In einer Diskussion oder auch nur in einem Gespräch wird aktive Teilnahme erwartet, je engagierter, desto besser. Nichtteilnahme wird zwar akzeptiert, aber als Desinteresse gesehen. Das Angenehme in einem derartigen Umfeld: jede Frage wird geduldig beantwortet, auch wenn sie noch so banal und verspätet daherkommt. Niemand soll ausgeschlossen sein. Zudem verlaufen Präsentationen auf scheinbar leichte Weise, kommen simpel daher, sind aufgelockert und spannend. Es wird wenig vorausgesetzt, alles wird erklärt. Und dazu gibt es satte Portionen Storytelling statt trockener Datendarbietungen, gewürzt mit ordentlichen Prisen Humor. In unseren Breiten kommt das zwar auch allmählich, leider aber noch viel zu selten.

Worauf ich hinaus will

Sowohl auf Seiten des Vortragenden aber auch auf Seiten der Teilnehmer braucht es genug Selbstbewusstsein im Auftritt und der Wahrnehmung der wechselseitigen Interessen. Es soll lebendig sein dürfen, ein Redner sollte auch das Format haben, mit Zwischenrufen und Unterbrechungen souverän und witzig umgehen zu können. Offenheit, Taktgefühl und Sympathie sind allseits erforderlich. Dazu eine gewisse Leichtigkeit, aber auch gewissenhafte Vorbereitung und didaktisch saubere Vorgangsweise. Dazu noch von Experten die Bereitschaft, auf Fachausdrücke weitgehend zu verzichten und in Wortwahl und Ton den Bedürfnissen der Zuhörer gerecht zu werden. Letztlich geht es um den Grundsatz der Goldenen Regel, die besagt, dass man den anderen so behandeln soll, wie man selber gerne behandelt werden möchte.

Im Übrigen …

… gibt es aus meiner Sicht gar keine dummen Fragen. Wer seine Frage als dumm bezeichnet, wertet sich unnötigerweise selber ab. Sondern es gibt höchstens solche Fragen, die näher erläutert oder präzisiert werden müssen. Und es gibt auch keine dummen Antworten, sondern höchstens solche, die halt ebenso näher erläutert oder präzisiert werden müssen. Einverstanden?

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